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Schweiz Bürgernähe oder Propaganda?

Vom Pferd bis zum Panzer – die Armee zeigt am Freitag und Samstag auf dem Waffenplatz Thun einen Querschnitt ihres aktuellen Materialbestandes. Zudem präsentiert die Armee militärhistorische Ausrüstungen. Ein Anlass, der auch für Kritik sorgt.

Mit einer Grossveranstaltung auf dem Waffenplatz Thun und in der Stadt Thun will das Verteidigungsdepartement (VBS) die Armee der Bevölkerung näher bringen. Das VBS rechnet mit rund 160'000 Besucher und Besucherinnen und wendet für den zweitägigen Grossanlass eine Million Franken auf.

Die Armee soll der Bevölkerung näher gebracht werden
Autor: Daniel ReistMediensprecher VBS

Die Armee sichtbar machen

«Es ist eine militärische Leistungsshow», sagt VBS-Mediensprecher Daniel Reist. Auf dem Waffenplatz Thun werden verschiedene Truppengattungen ihre Fähigkeiten demonstrieren. Zudem wird ein Querschnitt aus dem aktuellen Bestand der Militärfahrzeuge gezeigt: unter anderem Panzer, Lastwagen und Truppentransporter. «Es ist eine gute Sache, wenn sich die Armee der Bevölkerung präsentiert», sagt Corina Eichenberger, FDP-Nationalrätin und Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrates. Sie ergänzt, dass es inzwischen eine Notwendigkeit sei, weil «die Armee heute nicht mehr so stark in der Gesellschaft verankert ist wie noch vor 20 oder 40 Jahren.»

Eine protzige Militär-Darbietung und reine Kriegsverherrlichung
Autor: Nora KomposchGSoA-Sekretärin

Gleichzeitig sind auch die Rüstungsbetriebe RUAG, Saab, General Dynamics und Rheinmetall Defence vor Ort präsent. «Das ist eine Werbeaktion für tödliches Kriegsgeschäft und Militarisierung», kritisiert Nora Komposch, Sekretärin bei der Gruppe Schweiz ohne Armee (GSoA), den Anlass. Zusammen mit Gleichgesinnten hat sie mit einer Aktion in Thun gegen den Anlass demonstriert (siehe Kasten).

Die Armee in einer Sinnkrise

Jo Lang, Vorstandsmitglied der GSoA und seit Jahrzehnten ein Armeekritiker, stört sich noch an einem weiteren Punkt dieser militärischen Darbietung: «Die aktuelle Bedrohungslage wird bei einer solchen Leistungsshow nicht mitberücksichtigt.» Dem widerspricht Daniel Slongo, Sekretär der Schweizerischen Offiziersgesellschaft: «Es ist eine moderne Armee, die sich in Thun mit zeitgemässem Material zeigt.»

Jo Lang anerkennt das Bedürfnis der Bevölkerung nach Sicherheit durchaus. «Die Armee steht symbolisch für Sicherheit», so Lang, gibt aber zu bedenken: «Diese Sicherheit kann die Schweizer Armee funktional gar nicht einlösen». Zudem würde mit der Präsentation von Kriegsgerät aus der Vergangenheit versucht, den Graben zwischen Traditionalisten und Modernisten innerhalb der Armee zu übertünchen. Damit spielt er auf die Tatsache an, dass die Armee in Thun auch militärhistorische Land- und Luftfahrzeuge sowie die Kavellerie zeigt – als Reminiszenzen an die Vergangenheit.

Der Waffenplatz Thun

Fast 200 Jahren alt ist die Beziehung zwischen der Schweizer Armee und der Stadt Thun. 1818 wurde in Thun die erste eidgenössische Militärschule gegründet. Zunächst wurden Infanteristen und Kavalleristen ausgebildet. Ab den 1910er-Jahren wurde auf dem weitläufigen Gelände der militärische Flugbetrieb aufgenommen, später wurden auch die ersten motorisierten Armeefahrzeuge stationiert. Heute absolvieren auf dem Waffenplatz Thun jährlich mehrere Tausend Rekruten und Soldaten ihren Militärdienst.
Seit 1861 ist auch die Rüstungsindustrie fester Bestandteil des Waffenplatzes, die sich in unmittelbarer Nähe angesiedelt hat. Auf dem Höhepunkt, 1988, arbeiteten über 1‘800 Mitarbeiter für die eidgenössischen Rüstungsbetriebe. Noch heute gehört die RUAG – 1998 aus den Rüstungsunternehmen des Bundes entstanden – mit aktuell 890 Angestellten zu den grössten Arbeitgebern in der Region.

Sendebezug: Regionaljournal BE/FR/VS

GSoA in Thun

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Die GSoA (Gruppe für eine Schweiz ohne Armee) hat am Freitag in Thun gegen den militärischen Grossanlass demonstriert. Die Aktivisten liessen in der Thuner Innenstadt 500 Ping-Pong Bälle hüpfen. Beschriftet waren die Bälle mit armeekritischen Botschaften wie «Bildung statt Armee».

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