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Schweiz Bundesrat will zweite Gotthard-Röhre – ohne Mehrverkehr

Der Bundesrat hält an seinen Plänen für einen zweiten Tunnel am Gotthard fest. Und verspricht: Beide Röhren werden nur einspurig befahren werden. Mehrverkehr komme nicht in Frage. Nun wird das Parlament über die Gesetzesänderung beraten. Eine Volksabstimmung ist absehbar.

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Doris Leuthard über die zweite Gotthardröhre
Aus News-Clip vom 12.09.2013.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 11 Sekunden.

Geht es nach dem Bundesrat, findet am Gotthard bald ein Bauprojekt der Superlative statt: die Bohrung der zweiten Gotthardröhre.

Danach wird ein Tunnel für den Südverkehr ins Tessin und ein Tunnel für den Nordverkehr nach Uri zur Verfügung stehen.

In beiden Fahrtrichtungen soll allerdings nur eine Spur für den Verkehr geöffnet sein. Die zweite Spur dient als Pannenstreifen. Mit dieser Ankündigung hält der Bundesrat an seinem 2,8 Milliarden Franken teuren Projekt fest, das er bereits im Juni 2012 präsentiert hatte.

Vorübergehende Schliessungen ab 2020

Nötig sei der Bau der zweiten Röhre, damit während der Totalsanierung in den 2020er-Jahren die Strassenverbindung durch den Gotthard offen bleibe. Drei Jahre muss der heute 30-jährige Tunnel dann gesperrt bleiben.

Doch bereits ab 2020 fallen beim jetztigen Tunnel Überbrückungs-Umbauten an. Sie bedingen vorübergehende Tunnelschliessungen von insgesamt 140 Tagen. Der zweite Strassentunnel wird frühestens 2027 geöffnet.

«Langfristig sinnvollste Lösung»

Mehr Kapazitäten – der Hauptkritikpunkt der Gegner der zweiten Röhre – soll der neue Tunnel nicht schaffen. Auch eine temporäre Erweiterung auf zwei Spuren in der Ferienzeit bleibt verboten. Die Beschränkung wird im Gesetz festgeschrieben. Der Alpenschutzartikel bleibt laut dem Bundesrat gewahrt.

17'000 Autos pro Tag

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Der Gotthardtunnel ist die wichtigste Nord-Süd-Achse der Schweiz: Rund 60 Prozent aller die Alpen querenden Fahrzeuge benutzen den Tunnel. 2011 waren es rund 6,3 Millionen.

Muss ein Tunnel wegen Unfällen oder grösseren Unterhaltsarbeiten geschlossen werden, könnte der Strassenbetrieb mit dem zweiten Tunnel sichergestellt werden.

Tunnel soll gebührenfrei bleiben

Von Gebühren will der Bundesrat absehen. Somit würden Anwohner nicht ungleich behandelt, welche den Tunnel öfter passieren. Auch möglicher Ausweichverkehr wird so vermieden.

Der sogenannte Tropfenzähler für Lastwagen soll gesetzlich verankert werden. Das Dosiersystem wurde nach einem schweren Unfall 2001 eingeführt, bei dem zwei Lastwagen frontal zusammenstiessen. Der Unfall löste einen Brand aus. Elf Menschen kamen ums Leben.

Das System sorgt dafür, dass nie zu viele Lastwagen gleichzeitig im Tunnel unterwegs sind und der Mindestabstand von 150 Metern untereinander eingehalten wird.

Alpen-Initiative spricht von Mogelpackung

Nur eine knappe Mehrheit der Parteien, Verbände und Organisationen war in der Vernehmlassung für die Pläne des Bundesrates. Die Kantone haben sich mehrheitlich dafür ausgesprochen.

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Reaktion der Alpen-Initiative
Aus News-Clip vom 13.09.2013.
abspielen. Laufzeit 20 Sekunden.

Die Alpen-Initiative spricht von einer Mogelpackung, welche die Verlagerung der Transitgüter von der Strasse auf die Schiene untergrabe. Die vom Bundesrat angegebenen Kosten seien falsch. Mit Betrieb und Unterhalt schlage der zweite Tunnel mit bis zu 4,4 Milliarden Franken zu Buche.

Vom bundesrätlichen Versprechen, dass nach der Fertigstellung der zweiten Röhre die beiden Strassentunnels nur je einspurig befahren werden, hält Fabio Pedrina, Präsident der Alpen-Initiative, nichts: «Frau Leuthard droht dasselbe Schicksal wie CVP-Bundesrat Hürlimann, der bei der Eröffnung des Gotthardtunnels 1980 donnerte, dieser Tunnel sei kein Korridor für den Schwerverkehr.»

Tessiner Regierung zufrieden

Die Tessiner Regierung ist mit dem Entscheid zufrieden. Nur ein zweiter Tunnel werde eine Isolierung des Tessins vom Rest der Schweiz über mehrere Jahre verhindern können, schrieb der Staatsrat in seiner Stellungnahme.

Auch der Automobil Club der Schweiz (ACS) und der Schweizerische Nutzfahrzeugverband Astag stehen hinter der Vorlage des Bundesrates. Das Projekt diene auch der Verkehrssicherheit: Das Risiko von Frontal- und Streifkollisionen werde damit effektiv reduziert.

Nun ist das Parlament an der Reihe. Bürgerliche werden die Gesetzesvorlage wohl durchwinken. Die SP, die Grünen und die Umweltverbände haben jedoch bereits das Referendum angekündigt. Eine Volksabstimmung ist so gut wie sicher. Diese könnte 2015 stattfinden.

Es wäre das dritte Mal nach 1994 (Alpenschutzinitiative) und 2004 (Gegenvorschlag zur Avanti-Initiative), dass das Volk direkt oder indirekt über den Bau eines zweiten Tunnels durch den Gotthard befinden würde. Bisher lehnte es solche Bestrebungen ab.

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