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Corona-Impfstoffe Ist die Astra-Zeneca-Impfung doch nur zweite Wahl?

Hersteller von Covid-19-Impfstoffen in Europa sollen zuerst ihre Lieferverpflichtungen gegenüber den EU-Mitgliedstaaten erfüllen, bevor sie an Drittländer exportieren. Die EU führt für mehr Transparenz nun Exportkontrollen ein. Just heute hat ihre Arzneimittelbehörde EMA das Vakzin der Firma Astra-Zeneca zugelassen, die mit Produktionsproblemen kämpft und auch der Schweiz über fünf Millionen Dosen zugesagt hat. Auch deren Wirkung von nur 60 Prozent gibt zu reden.

Thomas Häusler

Wissenschaftsredaktor

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Thomas Häusler ist Wissenschaftsredaktor bei SRF. Er hat in Biochemie doktoriert und eine Weiterbildung in Wassermanagement an der Uni Genf absolviert. Seit 2013 ist er Leiter der Wissenschaftsredaktion.

SRF News: Wie gut wirkt der Impfstoff von Astra-Zeneca?

Thomas Häusler: Die EU-Behörde EMA gibt nun den Schutz mit rund 60 Prozent an. Etwas weniger, als Astra-Zeneca selbst angegeben hatte. Aber die EMA hat gewisse Teile der Studie nicht gewertet, sie seien nicht schlüssig genug. Darum der Unterschied. 60 Prozent sind deutlich weniger als die über 90 Prozent der Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna. Aber viele Fachleute betonen, dass sie zu Beginn der Pandemie mit einer Schutzwirkung von 50 Prozent zufrieden gewesen wären: Der Impfstoff von Astra-Zeneca sei ein guter Impfstoff.

Offenbar ist der Schutz für ältere Menschen über 65 nicht gewährleistet, was weiss man darüber?

In der klinischen Studie waren relativ wenige Menschen über 65 dabei – und sie kamen auch erst später dazu: So gibt es vorderhand relativ wenige Daten. Das heisst nicht, dass über 65-Jährige nicht geschützt werden, man weiss es aber nicht so genau. Vorstudien zeigten, dass die Immunantwort von über 65-Jährigen und von Jüngeren nach der Impfung sehr ähnlich aussieht. Und auch die EMA sagt nun, das genüge als Evidenz. Man könne auch diese Altersgruppe impfen – wie es Grossbritannien macht. Es kann aber sein, dass manche Länder das anders sehen. Die ständige Impfkommission in Deutschland etwa ist laut mancher Meldungen skeptisch.

Die Schweiz hat ebenfalls Impfstoff bei Astra-Zeneca bestellt, etwas über fünf Millionen Dosen. Wie sicher ist das, also wie gut ist die Firma aufgestellt?

Momentan ist das unklar. Astra-Zeneca liefert seit einigen Wochen an Grossbritannien und einige andere Länder. Aber der EU hat sie angekündigt, sie könne bis Ende März deutlich weniger liefern als ausgemacht – wegen Produktionsproblemen. Gut möglich, dass auch die Schweiz davon betroffen sein wird. Die EU drohte nun sogar, die Ausfuhr von Astra-Zeneca-Impfstoff, der in der EU hergestellt wird, kontrollieren zu wollen. Auch das könnte die Schweiz treffen. Allerdings muss der Impfstoff von Swissmedic erst einmal zugelassen werden. Nächste Woche könnte es soweit sein.

Mit Johnson&Johnson und Novavax geben heute weitere Firmen zu reden. Wie wirksam sind deren Impfstoffe?

Ja, in den letzten Stunden hat es geradezu Resultate geregnet. Der Impfstoff von Johnson&Johnson schützt zu 66 Prozent – passabel, aber nicht glänzend. Dieser Impfstoff hat aber einen grossen Vorteil, da er nur einmal gespritzt werden muss und in der Handhabung sehr einfach ist. Der Impfstoff von Novavax schützt mit fast 90 Prozent sehr gut – und das auch gegen die neue, ansteckendere Corona-Variante aus Grossbritannien. Bei einer klinischen Studie in Südafrika hat sich allerdings gezeigt, dass er gegen die dortige neue Virenvariante deutlich weniger wirksam ist – der Schutz in Südafrika lag bei 60 Prozent.

Wird die Schweiz auch diese Impfstoffe beziehen?

Verträge hat die Schweiz bisher mit keinem der beiden Hersteller abgeschlossen – oder zumindest weiss man nichts davon. Das BAG sagt stets, man sei in weiteren Verhandlungen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die beiden Firmen darunter sind. Denn vor allem beim Johnson&Johnson wusste man, dass die Studie gut unterwegs ist.

Das Gespräch führte Nicoletta Cimmino.

Echo der Zeit, 29.01.2021, 18:00 Uhr ; 

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