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Ist die Schweiz das neue Schweden?
Aus 4x4 Podcast vom 30.10.2020. Bild: srf
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Corona-Massnahmen SRF-Experte: «Wir haben rekordhohe Fallzahlen innerhalb Europas»

In puncto Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus ist die Schweiz zurzeit eines der liberalsten Länder in Europa. Während Nachbarn wie Deutschland und Frankreich praktisch wieder auf einen Shutdown setzen, lässt die Schweiz Läden, Restaurants oder Freizeitbetriebe unter Auflagen offen. Ob dieser Weg richtig sein kann, erklärt SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis.

Daniel Theis

Daniel Theis

SRF-Wissenschaftsredaktor

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Daniel Theis ist promovierter Atmosphärenchemiker und Mikrobiologe. Seine Spezialgebiete sind Energiethemen, Mobilität und technische Entwicklungen. Er arbeitet seit 2013 in der SRF-Wissenschaftsredaktion.

SRF News: Provokativ gefragt: Sind wir das neue Schweden?

Daniel Theis: Exakt vergleichen lässt sich das natürlich nicht. Aber den Sommer hindurch waren wir viel lockerer als Schweden, das muss man sagen. Es war bei uns vieles möglich.

Ich finde den Ausdruck – dass wir das neue Schweden sein sollen – nicht passend.

Schweden hat den ganzen Sommer über eine Beschränkung bei Zusammenkünften auf 50 Personen gehabt, auch bei Konzerten. Umgekehrt haben wir die Maskenpflicht im ÖV eingeführt, was in Schweden nur eine Empfehlung war. Deshalb sind Vergleiche immer schwierig. Ich finde darum auch den Ausdruck nicht passend, dass wir jetzt das neue Schweden sein sollen.

Aber was klar ist: Wir gehören zu den Ländern in Europa im Moment, welche die Schraube am wenigsten angezogen haben.

Der Bundesrat beschreibt seine Massnahmen als «chirurgisches Vorgehen». Ergibt das aus wissenschaftlicher Sicht einen Sinn?

Aus wissenschaftlicher Sicht ist entscheidend, dass die Menschen sich möglichst wenig begegnen und falls sie sich doch begegnen, dass sie sich vor einer Ansteckung schützen. Scharfe Massnahmen braucht es dort, wo sich die Menschen sonst nicht daran halten würden. In Schweden gab es viele Empfehlungen, und die Leute halten sich offenbar zumindest einigermassen daran.

Die Massnahmen sind nur die richtigen, wenn die Leute sie umsetzen und nicht ad absurdum führen.

Das heisst, die Schweizer Massnahmen können genau die richtigen sein. Sie sind es aber nur, wenn die Leute sie umsetzen und nicht ad absurdum führen, zum Beispiel jeden Tag zehn andere Personen treffen würden. Das ist im Moment das komplett Falsche, auch wenn es tatsächlich erlaubt wäre.

In Schweden war die Todesrate im Frühling hoch. Nun ist zweite Welle auch dort angekommen. Wie steht der schwedische Weg im Moment da?

Das lässt sich im Moment noch nicht abschätzen. In Schweden steigen die Zahlen derzeit in Studentenhochburgen wie Uppsala, aber auch in der Hauptstadt Stockholm an. Es kann sein, dass sie auch in Schweden noch viel weiter ansteigen. Zudem hat Schweden eine sehr hohe Todesrate aus der ersten Welle. Gewissen Teilen der Bevölkerung konnte dort nicht ausreichend Schutz gewährt werden.

Was in der Schweiz beschlossen wurde, entspricht dem, was die Taskforce des Bundes gefordert hat. Doch einzelne Epidemiologen warnen, es gebe sowieso keinen anderen Weg als den Shutdown. Kann man sagen, wer recht hat?

Das kann man noch nicht. Man weiss aber, dass man vor dem Jo-Jo-Effekt Respekt haben muss. Das heisst, es hat vermutlich keinen Sinn, mit grossen Anstrengungen und auch finanziellem Aufwand die Zahlen runterzudrücken und dann wieder zu viel zu lockern, dass einem alles um die Ohren fliegt.

Das heisst, die Schweiz kann in zwei, drei Wochen besser dastehen als Länder mit strengeren Massnahmen?

Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber wenn wir es gut machen, dann stehen wir zumindest nicht viel schlechter da. Doch man muss noch einmal betonen: Im Moment haben wir bei uns in der Schweiz rekordhohe Fallzahlen innerhalb von Europa. Wir müssen uns anstrengen.

Das Gespräch führte Isabelle Maissen.

SRF 4 News, 30.10.2020;06:21 Uhr/ SRF Podcast News Plus vom 29.10.20202;

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