Zum Inhalt springen

Coronatests statt Quarantäne? «Würde mir wünschen, dass in der Quarantäne mehr getestet würde»

Antreten zum Coronatest: In Deutschland gilt seit diesem Wochenende am Flughafen für Rückkehrerinnen und Rückkehrer aus Risikoländern eine Testpflicht. Auch in Österreich und Frankreich soll dies schon bald eingeführt werden. Epidemiologe und Mitglied der Covid-Taskforce des Bundes Marcel Salathé betrachtet die Strategie der Nachbarländer, die Quarantänepflicht durch Tests zu ersetzen, kritisch.

Marcel Salathé

Professor für Epidemiologie

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Marcel Salathé ist Epidemiologe an der ETH Lausanne (EPFL). Er ist Professor und leitet das Digital Epidemiology Lab an der EPFL. Bis im Februar 2021 war er zudem Mitglied der Covid-Taskforce des Bundes.

SRF News: Seit gestern gilt in Deutschland Testpflicht bei Rückkehrern aus Risikoländern. Sobald ein negativer Test vorliegt, kann die Selbst-Quarantäne abgebrochen werden. Was halten Sie von dieser Strategie?

Marcel Salathé: Es scheint mir ein etwas riskantes Spiel mit der Zeit, weil es möglich ist, dass jemand ein negatives Testresultat hat und dann später ein positives. Das Virus muss sich ja auch erst im Körper entwickeln und ausbreiten. Genau in diesem Fenster kann man bereits ansteckend sein, und da wäre es sicherer, sich in Quarantäne zu begeben.

Wie praktikabel wäre dann eine solche Strategie in der Schweiz?

Praktikabel wäre sie auf jeden Fall. Doch man muss sich die Frage stellen, ob man das Risiko eingehen will, gerade in dieser heiklen Phase.

Was wäre denn aus Ihrer Sicht die ideale Strategie für Rückkehrer aus Risikoländern in die Schweiz?

Mir scheint die Quarantäne-Strategie die richtige zu sein. Was ich mir wünschen würde, wäre, dass in der Quarantäne mehr getestet würde – und zwar zu Beginn, in der Mitte und am Schluss. Dann kann man schnell reagieren, und man erhält wichtige Informationen, mit denen man später die Quarantäne optimieren könnte.

Was sind die Überlegungen hinter einer solchen Strategie, die Strategien unterscheiden sich ja doch stark?

Man will einerseits das Virus unter Kontrolle bringen und man will das auch zu einem möglichst tiefen Preis machen, also auch die Quarantäne-Dauer möglichst kurz halten. Deshalb ist es verständlich, dass sich die Länder unterschiedliche für unterschiedliche Strategien entscheiden. Im Moment scheint mir einfach die Datenlage noch etwas dünn, um risikoreiche Strategien einzusetzen. Mit mehr Daten wäre es mir wohler, eine Test-Strategie anzuwenden anstatt der Quarantäne-Strategie.

Das Gespräch führte Dario Brander.

Tagesschau, 9.8.2020, 19:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel