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Coronavirus-Massentest Was die Massentests in Graubünden aufzeigen

Über das Wochenende wurden in drei Bündner Südtälern freiwillige Massentests durchgeführt. Rund 15'000 Personen wurden getestet – das entspricht etwa der Hälfte der Bevölkerung über zehn Jahren. Die Behörden zeigen sich zufrieden mit der Beteiligung. Ein Prozent der Getesteten war positiv ohne Symptome. Wie man mit den Erkenntnissen des Massentests umgehen sollte, erklärt Wissenschaftsredaktor Christian von Burg.

Christian von Burg

SRF-Wissenschaftsredaktor

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Der 1972 geborene Journalist arbeitet seit 2017 für die SRF-Wissenschaftsredaktion. Vorher war er Inlandredaktor bei Radio SRF und bei der Zeitung «Der Bund».

SRF News: Was ist das Fazit nach diesem Massentest aus Ihrer Sicht? Was hat er gebracht?

Der konkreteste Nutzen ist sicher für die 150 infizierten Personen, die gar nicht gemerkt haben, dass sie das Virus hatten. Eben dieses eine Prozent, das massgeblich zur Ausbreitung der Pandemie beiträgt. Weiter hat der Test gezeigt, wo das Virus besonders verbreitet ist, nämlich in der Region Bernina. Dort weiss man nun, dass es sich lohnt, stärker gegen das Virus vorzugehen.

Wo liegen denn die Grenzen einer solchen Aktion?

Es ist lediglich ein Zwischenbericht. Entscheidend ist nun, was man daraus macht. Es wäre falsch, wenn sich nun all jene, die negativ getestet wurden in Sicherheit wähnen und unvorsichtig werden. Zudem ist das Bild unvollständig, weil sich nur die Hälfte testen liess. Konkret hat es in der Region weitere 150 infizierte Personen, die von nichts wissen.

Die Schnelltests bergen ein Risiko für falsch-positive Resultate. An anderen Orten, in Nachbarländern, hat man deshalb die positiven erneut getestet. Wie viele der 150 positiv getesteten sind denn nicht infiziert?

Gemäss Angaben des Herstellers sind es etwa 8,6 Prozent – das wären etwa 13 dieser 150. Nachtests zum Beispiel bei einem Massentest in Wien haben gezeigt, dass noch mehr falsch-positiv waren. Ich denke, der Aufwand für einen Nachtest würde sich lohnen. Die Leute wären eher bereit, sich testen zu lassen, wenn sie darauf vertrauen können, dass sie nicht vielleicht zu Unrecht in Isolation müssen.

Sollte man diese Massentests ihre Meinung nach ausweiten oder wiederholen?

Das wäre sicher eine Möglichkeit. Ich bin denke aber, gezieltere Test wären sinnvoller. Beispielsweise Ausbruchsuntersuchungen in Schulen oder Firmen, wo schon Fälle bekannt sind. Oder regelmässige Tests – sogenannte Screenings – in Altersheimen, wo besonders gefährdete Personen leben.

Das Gespräch führte Marc Melcher.

Regionaljournal Graubünden; 14.12.2020; 17:30 Uhr ; 

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