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CS-Sorgenbarometer Nicht mehr stolz, Schweizerinnen und Schweizer zu sein

Das Vertrauen in die Politik hat einen ziemlichen Knacks bekommen. Das zeigt das neueste Sorgenbarometer.

Selbst die Umfrageprofis von GfS Bern sind etwas baff. «Diese Resultate haben wir so nicht erwartet», sagt Lukas Golder, Co-Leiter von GfS Bern. Jedes Jahr erstellt er mit seinem Team den «Sorgenbarometer» im Auftrag der Credit Suisse. Und jetzt sorgen sich die Befragten (zirka 2500) aus der ganzen Schweiz um die Schweizer Politik ganz allgemein. Und zwar ziemlich drastisch.

Die 6 grössten Sorgen

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  1. Altersvorsorge (47%)
  2. Gesundheit/Krankenkasse (41%)
  3. Ausländer (30%)
  4. Umweltschutz/Klimawandel (29%)
  5. Arbeitslosigkeit (26%)
  6. Persönliche Sicherheit (23%)

So finden 46 Prozent der Stimmberechtigten (nur solche sind befragt worden), dass Regierung und Verwaltung «in den entscheidenden Dingen» oft versagen. Der negative Wert hat sich innert zwei Jahren fast verdoppelt.

Man wünscht sich wieder mehr echte Lösungen bei den wichtigsten Themen: Altersvorsorge, Krankenkassen, Migration, Klima und Europa.
Autor: Lukas Golder Co-Leiter von GfS Bern

Vorher – von 2008 bis 2017 – nahm der negative Wert mit jedem Jahr ab, die Befragten trauten der Regierung also immer mehr zu. Und durchschnittlich acht Prozent meinten jahrelang, Regierung und Verwaltung würden in entscheidenden Dingen nie versagen. Heute glauben das nur noch vier Prozent.

Quelle: gfs.bern, CS Sorgenbarometer, Stand August 2019, 04.12.19 100 % 1995 50 % 0 % 2019 «Haben Sie das Gefühl, die Politik von Regierung und Verwaltung versage in entscheidenden Dingen?» in Prozent Stimmberechtigte weiss nicht /keine Antwort nie selten oft Trend Politikversagen

«Das Vertrauen in die Landesregierung hat um die Finanzkrise 2008 und dann mit der erneuten Einbindung der SVP in die Konkordanz Höchstwerte erreicht», blickt Golder zurück und meint zur aktuellen Umfrage: «Man wünscht sich wieder mehr echte Lösungen bei den wichtigsten Themen: Altersvorsorge, Krankenkassen, Migration, Klima und Europa.»

Polarisierung hat Auswirkungen

Ebenso verschlechtert hat sich das Vertrauen, das die Stimmberechtigten in die politischen Institutionen haben: National- und Ständerat, aber auch die politischen Parteien, der Bundesrat und die Verwaltung sacken ab, nachdem diese Institutionen jahrelang nicht an Vertrauen verloren hatten.

In echten Krisen steht die Schweiz meistens zusammen.
Autor: Lukas Golder Co-Leiter von GfS Bern

«Die Polarisierung schlägt Wellen», sagt Golder. «Die Unternehmenssteuerreform und Altersvorsorgereform lehnte eine Mehrheit an der Urne ab. Zudem ist das Europadossier blockiert. Das Gefühl, die Konkordanz sei in der Krise ist, haben immer mehr Menschen.»

Quelle: gfs.bern, CS Sorgenbarometer, Stand August 2019, 04.12.19 7 2009 2011 2013 2015 2017 2 1 3 4 5 6 2019 «Geben Sie bitte anhand einer Skala von 1 (kein Vertrauen) bis 7 (grosses Vertrauen) an, wie gross Ihr Vertrauen in folgende Institutionen ist.» Bundesrat NGOs Ständerat staatliche Verwaltung Nationalrat politischeParteien Kirchen EU Vertrauen in Institutionen

Stolz auf Schweizer Institutionen

Lukas Golder betont aber auch: «In echten Krisen steht die Schweiz meistens zusammen. Entsprechend kann das Vertrauen rasch wieder auf internationale Spitzenwerte steigen.»

Dabei sind die Stimmberechtigten doch so stolz auf unser politisches System: 93 Prozent sind eher oder sehr stolz auf das Initiativ- und Referendumsrecht. 90 Prozent auf das Zusammenspiel zwischen den Sprachgruppen. 86 Prozent auf die Schweizer Eigenständigkeit und Unabhängigkeit. Und auch auf den Föderalismus, also dass Gemeinden und Kantone möglichst viel selber entscheiden können – der berühmte Kantönligeist – sind 82 Prozent einfach stolz.

Noch nie so viele Interessierte

Aber all das ist in den Augen der befragten Stimmberechtigten durch die aktuelle Politik bedroht. Tatsächlich finden 77 Prozent, die «sinkende Fähigkeit der Politik für tragfähige Lösungen» gefährde die Identität der Schweiz. Und so ist der Anteil jener, die «sehr stolz» sind, Schweizerin oder Schweizer zu sein, von 45 (2014) auf 28 Prozent regelrecht eingebrochen.

Und das, obwohl sich noch nie so viele Stimmberechtigte für Politik interessierten wie heute – auch das zeigt die Umfrage.

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