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Rot-Grüne Stadtpolitik: Vertreibung der «Büezer»
Aus Rundschau vom 08.02.2017.
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Schicke Stadtquartiere «Das ist keine soziale Politik»

Stadtforscher Christian Schmid kritisiert die Folgen rot-grüner Stadtpolitik: Verkehrsberuhigungs- und Aufwertungsmassnahmen würden Geringverdiener vertreiben.

Verkehrsberuhigte Strassen, schöne Plätze, viele Kinderkrippen: Die Politik investiert massiv in die Attraktivität der Stadtquartiere. Doch ETH-Professor Christian Schmid kritisiert die sozialen Folgen solcher Aufwertungsmassnahmen: «Es ist rot-grüne Politik. Aber es ist sicher keine soziale Politik», sagt der Stadtforscher.

«Ich plädiere dafür, jede solche Massnahmen kritisch zu hinterfragen. Und ganz genau zu schauen, wem sie wirklich nützten», so Schmid gegenüber der «Rundschau».

Geringverdiener sind Verlierer des Stadtbooms

Verkehrsberuhigungsmassnahmen und die Verschönerung des öffentlichen Raumes hätten fast immer den gleichen Effekt: Steigende Grundstückspreise und steigende Mieten. Und damit der Zuzug von Gutverdienern.

Die Folge: Stadtbewohner mit kleinem Einkommen werden vertrieben, müssen in die Agglomerationen ausweichen. Es gebe in der Schweiz keine Debatte über die sozialen Folgen von Aufwertungsmassnahmen, stellt Stadtforscher Schmid fest. Und kritisiert, es handle sich häufig um «Interessenpolitik für eine bestimme Klientel».

Rot-Grün setzt auf hohe Lebensqualität für die urbane Mittelschicht

«Die Lebensqualität in der Länggasse und den Berner Stadtquartieren ist sehr hoch. Das freut uns», sagt SP-Präsident Stefan Jordi stolz. Er verteidigt die rot-grüne Stadtentwicklungspolitik: Selbst frühere Gegner von Massnahmen zur Verkehrsberuhigung würden heute gerne in den Flanierzonen verweilen, ein Glacé essen oder im Sommer beim Feierabendbier in der 20er-Zone sitzen.

«Das zeigt, dass unsere Politik bei der breiten Bevölkerung angekommen ist», so Jordi. Auch Familien würden wieder zurück in die Stadt ziehen.

«Wir können die Quartiere nicht verlottern lassen»

Dass Büezer keinen Platz mehr hätten sei «sicher nicht im Interesse der SP» und bereite ihm auch Bauchschmerzen, so SP-Präsident Jordi. «Aber die Antwort kann ja wohl nicht sein, dass wir die Quartiere wieder verlottern lassen. Und sie wieder vom Verkehr dominieren lassen.»

Die SP wolle beides: Hohe Lebensqualität und durchmischte Quartiere. Die Sozialdemokraten wollen die Entmischung mit aktiver Wohnbaupolitik bekämpfen und beispielsweise den genossenschaftlichen Wohnungsbau fördern.

Die Länggasse

Die Stadtregierung hat viel ins Berner Länggass-Quartier investiert. Es ist heute verkehrsberuhigt und sehr beliebt. Gleichzeitig sind die Mieten angestiegen: Laut Wüest Partner in den letzten 10 Jahren um 20 Prozent – mehr als sonst in Bern. Gleichzeitig hat seit dem Jahr 2000 der Anteil an Spaniern und Italienern im Quartier um 35 Prozent abgenommen. Zugezogen sind gut Ausgebildete und Familien. 57 Prozent der über 25-jährigen Bewohner der Länggasse haben heute einen tertiären Bildungsabschluss, haben also an einer Uni oder Hochschule studiert. Zum Vergleich: im benachbarten Quartier Bümpliz sind es 19 Prozent. «Die Politik hinterfragt das überhaupt nicht», sagt Christian Schmid.
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