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Schweiz Der Hoffnungsträger heisst Solarenergie

Mit Windkraftanlagen, kleinen Wasserkraftwerken und Solarzellen sollte die Energiewende erreicht werden. Nun heisst es im Bundesamt für Energie aber, nur die Sonnenenergie habe echte Überlebenschancen.

Daniel Büchels Alltag war unberechenbar in den letzten Jahren: Ständig musste der Vize-Direktor des Bundesamts für Energie Pläne über den Haufen werfen. Zuerst rechnete er damit, dass in der Schweiz schon bald drei neue Atomkraftwerke stehen. Dann – nach dem Unglück von Fukushima – berechnete er fieberhaft, dass Sonne, Wind, Wasser und Biomasse genug Strom liefern könnten, so dass das Land ganz ohne neue Atomkraftwerke auskommt.

Und jetzt sieht wieder alles etwas anders aus: Es stellt sich die Frage, ob in den 2020er-Jahren überhaupt noch Windanlagen, Biomasse-, Erdwärme- und kleine Wasserkraftwerke gebaut werden und Strom liefern. Eine Antwort auf diese Frage hat er auch bereits, er glaubt nämlich, diese Energiequellen seien dann weniger bedeutend als bisher angenommen.

Ablaufdatum für Fördergelder

Anders gesagt: Läuft alles so, wie man heute annehmen muss, dann produzieren Wind, kleine Wasserkraftwerke, Biomasse und Erdwärme in Zukunft weit weniger Strom als bisher angenommen. Das Bundesamt für Energie hat die grossen Ziele bei diesen Energiequellen stillschweigend nach unten korrigiert.

Ein Grund dafür ist, dass das Parlament Fördergelder für grünen Strom nur noch eine gewisse Zeit lang auszahlen will – voraussichtlich bis 2021. Diese Befristung, glaubt man im Bundesamt für Energie, wird alle parlamentarischen Debatten überdauern und am Ende im Gesetz stehen.

Daniel Büchel sieht also die Zukunft des grünen Stroms nicht in rosigem Licht – mit einer Ausnahme: «Die Photovoltaik geniesst eine ganz spezielle Situation, weil sie durch die Nähe zum Konsumenten punkto Eigenverbrauch etwas andere Bedingungen haben kann.»

Unkomplizierte Kraftwerke für alle

Denn Solarzellen sind schnell montiert, wer sie aufs Dach schraubt, kann den Sonnenstrom gleich selber verbrauchen und sie sind verhältnismässig günstig – es sind also unkomplizierte Kraftwerke für alle. Die anderen Energiequellen hingegen taugen kaum für jedermann und dürften ohne staatliches Fördergeld auch in zehn Jahren noch zu teuer sein, um auf dem Markt zu bestehen. «Die Photovoltaik kann sicherlich einen massgeblichen Beitrag zur Energiewende leisten», sagt denn auch Büchel. Solarstrom werde in Zukunft sogar alle anderen erneuerbaren Energiequellen abhängen und wesentlich für die Stromversorgung einer Schweiz ohne neue Atomkraftwerke sein.

Audio
Energiewende: Zukunft hat nur die Solarenergie
aus Echo der Zeit vom 28.09.2015. Bild: Symbolbild Keystone
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 28 Sekunden.

Zu wenig Strom im Winter?

Beat Moser von Swisselectric, dem Verband der grossen Schweizer Stromproduzenten, findet solche Erwartungen fahrlässig: «Im Winter wenn wir den Strom wegen den Heizungen vermehrt brauchen, produziert die Sonnenenergie gerade sehr wenig davon.»

Im Sommer hingegen gebe es in der Schweiz heute schon zu viel Strom aus Sonnenenergie. Strom, den man für die kälteren Tage nicht speichern und deshalb höchstens exportieren könne. «Wenn wir nun mehr Strom aus Sonnenergie produzieren, den wir im Sommer nicht brauchen und uns im Winter fehlt, ist das problematisch», erklärt Moser.

Wasserkraft als Backup

Zumindest könne man mit einer solchen Strategie unmöglich die Atomkraftwerke ersetzen. Ganz anders sieht dies David Stickelberger, Geschäftsführer des Branchenverbands Swissolar: «Indem die Staumauern von bestehenden Wasserkraftwerken erhöht werden, um die Speicherkapazität zu erhöhen, ist dies machbar.» Das klingt kompliziert, ist aber im Grunde genommen einfach: Wenn man die Staumauern in den Bergen erhöht, können die Seen dahinter mehr Wasser speichern und so im Winter, wenn es weniger Solarstrom gibt, mehr Strom produzieren.

Aussage gegen Aussage, Swisselectric gegen Swissolar. Und was sagt Daniel Büchel, der etwas neutralere Vize-Direktor des Bundesamts für Energie dazu, kann Solarstrom auch im Winter wesentlich sein für die Stromversorgung? Sorgen mache ihm diese Herausforderung schon, sagt er, ausgeschlossen sei es aber nicht. Was auf jeden Fall helfen würde: eine technische Revolution in den nächsten Jahren.

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