In gut vier Monaten werden ein «Espresso»-Hörer und seine Frau zum ersten Mal Eltern. Sie machen sich im Internet auf die Suche nach einer Hebamme in der Region Baden im Kanton Aargau. «Wir sind auf die Internetseite Hebamme24.ch gestossen. Diese Seite sah seriös aus und so haben wir das Kontaktformular ausgefüllt.»
Doch statt Adressen von Hebammen bekommt das junge Paar kurz darauf einen Anruf von einer Krankenkassen-Maklerin: «Sie wollte uns eine Versicherung für das Neugeborene verkaufen. Wir fühlten uns überrumpelt und getäuscht», erzählt der Vater dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».
«Espresso» fragt beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) nach: Ist es erlaubt, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an persönliche Angaben zu gelangen? Also, sich als Hebammenvermittlung auszugeben, um dann den werdenden Eltern eine Krankenkasse für das Neugeborene aufzuschwatzen?
Nein, das sei nicht rechtens, heisst es beim Seco. Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) verbiete es, potenziellen Kunden falsche Tatsachen vorzuspiegeln: «Dieses Verhalten dürfte von einem Richter als täuschend gemäss UWG eingestuft werden», sagt Mediensprecher Fabian Maienfisch.
Auch beim eidgenössischen Datenschützer läuten die Alarmglocken. Hugo Wyler, Kommunikationschef des eidgenössischen Datenschützers sagt: «Diese Daten wurden widerrechtlich beschafft. Im Sinne des DSG müssen die Personen einwilligen über den Zweck der bearbeiteten oder weitergegebenen Daten über ihre Person. Das ist hier nicht der Fall.»
«Versicherung für Neugeborenes nicht vergessen»
Hinter Hebamme24.ch steht die Firma Stäubli und Partner aus Kloten ZH. Die Firma ist auf Krankenkassenberatung spezialisiert. Das Unternehmen schreibt «Espresso», dass es künftige Eltern dabei unterstützen möchte, die passende Hebamme zu finden und sie gleichzeitig darauf aufmerksam machen wolle, die Versicherung ihres Neugeborenen nicht zu vergessen.
Allerdings erhalten die Eltern nur einen Link. Dort sind aber keine diplomierten Hebammen zu finden.
Angebot wird überarbeitet
Es sei aber nicht ihr Ziel, den potenziellen Kunden etwas vorzugaukeln, heisst es in der Stellungnahme weiter: «Wir haben Ihren Hinweis sehr ernst genommen und sind gerne bereit, aufgrund Ihrer kritischen Beobachtung die Transparenz unseres Angebots zu verbessern. Wir bedauern sehr, dass sich Ihr Hörer getäuscht gefühlt hat. Wir haben die Homepage umgehend von Netz genommen und werden sie noch transparenter gestalten.»
Tatsächlich war die Website schon kurze Zeit nach der «Espresso»-Anfrage nicht mehr online.