Zum Inhalt springen

Einheitliche Standards Pflegekinder sollen bei ihrer Platzierung mitreden

Kinder aus schwierigen Verhältnissen sind besonders verletzlich: Nun sollen sie bei Fremdplatzierungen mitbestimmen.

Die Schweiz ist ein föderaler Staat, deshalb machen die einzelnen Kantone vieles auf ihre eigene Art.

Doch beim Schutz von Pflegekindern, die besonders verletzlich sind, sei der Kantönligeist fehl am Platz, sagt Kathrin Schweizer, Präsidentin der Konferenz für Kindes- und Erwachsenenschutz Kokes: «Wenn man Kinder aus der Kernfamilie entfernt und bei einer Pflegefamilie oder in einer Institution unterbringt, dann ist das ein grosser ein Eingriff in die Kinderrechte. Darum ist es wichtig, dass das sorgfältig gemacht wird und in allen Kantonen gleich.»

Einheitliche Standards für Pflegekinder

Deshalb haben die Fachleute der Kantone nun einheitliche Standards festgelegt, die für alle gelten sollen. Welches die wichtigste Empfehlung ist, ist für die Baselbieter SP-Regierungsrätin Kathrin Schweizer klar: «Die Partizipation ist die wichtigste Empfehlung, dass die Kinder wirklich die Möglichkeit haben, an diesem ganzen Prozess teilzunehmen.»

Partizipation bedeutet Mitsprache: Die Kinder sollen mitreden und mitbestimmen können, schliesslich sind sie ja direkt betroffen.

Die Kinder sollen ganz klar als Subjekte wahrgenommen werden und nicht mehr als Objekte – wie das in der Schweiz lange der Fall war.
Autor: Kathrin Schweizer Präsidentin der Konferenz für Kindes- und Erwachsenenschutz Kokes

Wenn ein Kind fremd platziert wird, das noch sehr klein ist, soll eine Vertrauensperson – beispielsweise die Gotte oder eine Tante – diese Mitsprache übernehmen.

Kinder sind Subjekte

Zentral sei, dass das Wohl des Kindes immer im Zentrum stehen müsse, sagt Kokes-Präsidentin Kathrin Schweizer: «So, dass die Kinder ganz klar als Subjekte wahrgenommen werden und nicht mehr als Objekte – wie das in der Schweiz lange der Fall war.»

Mit den 40 Empfehlungen an die zuständigen Fachstellen sollen die Fremdplatzierungen verbessert werden. Künftig will man einheitlicher vorgehen und die Kinder enger begleiten, damit Missbräuche und Konflikte verhindert werden können.

Dass die Kantone gegen den Kantönligeist vorgehen und sich auf eine einheitliche Linie einigen wollen, begrüsst der Verein Pflege- und Adoptivkinder Schweiz, wie Geschäftsführerin Karin Meierhofer sagt: «Wir sind froh, dass es nun in die richtige Richtung geht. Die Empfehlungen deuten darauf hin, dass die Partizipation der Kinder gestärkt wird und dass auch die Bewilligung und die Aufsicht präzisiert wird.»

Nun wird es aber wichtig sein, dass die Kantone diese Empfehlungen auch umsetzen und den Pflegekindern mehr Mitsprache geben.

Rendez-vous, 22.01.2021, 12.30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel