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Eröffnung Sommaruga: «Ceneri-Tunnel bringt eine sensationelle Verbesserung»

Am heutigen Freitag wird der Ceneri-Basistunnel der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (Neat) eröffnet. Damit ist das Jahrhundertbauwerk vollendet. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga erklärt, was die Neat für die Schweiz und Europa bedeutet.

Simonetta Sommaruga

Alt-Bundesrätin

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Simonetta Sommaruga wurde 1960 geboren. In Luzern liess sie sich zur Pianistin ausbilden. Ihre Konzerttätigkeit und pädagogische Arbeit führte Sommaruga am Konservatorium in Freiburg weiter. Ab 1993 war sie Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz, von 2000 bis 2010 deren Präsidentin. Sommaruga war zwischen 1997 und 2005 Gemeinderätin in Köniz und von 1999 bis 2003 Nationalrätin. Von 2003 bis 2010 vertrat die SP-Politikerin den Kanton Bern im Ständerat. Sie war von November 2010 bis Ende Dezember 2022 Bundesrätin. Bis 2018 leitete Sommaruga das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD). Anschliessend war sie Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK).

SRF News: Frau Bundespräsidentin, welche Bedeutung hat der Ceneri-Basistunnel für die Schweiz?

Simonetta Sommaruga: Mit dem Ceneri-Basistunnel vollenden wir die Neat, unser Jahrhundertbauwerk. Das ist ganz zentral für unsere Verlagerungspolitik, also dass Güter auf der Schiene transportiert werden. Und ist natürlich wichtig für den Alpenschutz. Aber auch für uns, für die Reisenden, hat es Vorteile, weil wir schneller von A nach B kommen.

Ist damit die Verlagerungspolitik des Bundes erfüllt?

Es ist noch einmal ein grosser Schritt vorwärts. Angefangen hat die Verlagerungspolitik mit der Alpen-Initiative, und jetzt, mit dem Ceneri-Basistunnel, haben wir eine Flachbahn durch die Alpen.

Aber es wird nicht ausreichen. Deshalb habe ich im Bundesrat kürzlich weitere Massnahmen vorgeschlagen, um Güter von der Strasse auf die Schiene zu bringen. Das Parlament diskutiert diese jetzt.

Die Neat war ein wichtiger und ein mutiger Entscheid von unserer Bevölkerung.

Welche Erwartungen haben Sie an die Nachbarländer bezüglich Verspätungen und Engpässen auf den Zulaufstrecken, insbesondere an Deutschland?

Es ist klar: die Neat ist ein Herzstück des europäischen Gütertransports von Rotterdam bis nach Genua. In Italien sind die Zulaufstrecken auf Kurs, das funktioniert also. Wir haben aber in Deutschland grosse Verspätungen.

Deshalb habe ich letztes Jahr mit dem deutschen Verkehrsminister eine Erklärung abgeschlossen, die besagt, dass wir trotz der Verspätungen mehr Kapazitäten auf der Schiene schaffen, auch in Deutschland. Gleichzeitig wollen wir mit Frankreich ins Gespräch kommen um zu sehen, ob es auf dem linken Ufer des Rheins noch zusätzliche Möglichkeiten gibt.

Kann denn die Schweiz noch mehr unterstützen?

Ziel ist ein durchgehender Transportweg von Rotterdam bis Genua. Es geht auch darum, dass der Transport pünktlich erfolgt und man sich darauf verlassen kann. Die Schweiz hat zusammen mit allen betroffenen Staaten eine Qualitätscharta ausgearbeitet: alle beteiligten Staaten verpflichteten sich dabei zu mehr Pünktlichkeit und Verbindlichkeit.

Ohne die Investition in die Neat würden heute jedes Jahr 800'000 Lastwagen mehr die Alpen auf der Strasse überqueren. Unvorstellbar!

Es geht ja nicht nur um den Güterverkehr, es geht auch um die Region. Welche Bedeutung hat der Ceneri für das Tessin?

Der Ceneri-Basistunnel bringt im Tessin eine sensationelle Verbesserung im öffentlichen Verkehr. Während man bisher für eine Zugfahrt von Lugano nach Locarno eine Stunde brauchte und umsteigen musste, kann man künftig die gleiche Strecke in einer halben Stunde zurücklegen ohne umzusteigen.

Diese S-Bahn, die das Tessin nun erhält, ist ganz wichtig für die Bevölkerung und natürlich auch für alle Gäste, die ins Tessin reisen.

Die Neat ist das teuerste Bauwerk, das die Schweiz je gebaut hat. Wie profitiert die Schweiz nun von dieser Investition?

Die Neat war ein wichtiger und ein mutiger Entscheid von unserer Bevölkerung. Wir haben damit in den letzten Jahrzehnten den Güterverkehr zunehmend von der Strasse auf die Schiene verlagert. Ohne diese Investition würden heute jedes Jahr 800'000 Lastwagen mehr die Alpen auf der Strasse überqueren. Unvorstellbar!

Gleichzeitig hat die Neat den Vorteil gebracht, dass wir uns schneller mit dem Zug bewegen können. Zudem bilden wir mit der Neat das Herzstück der europäischen Verlagerungspolitik. Zwischen Rotterdam und Genua kann man jetzt die Güter verlagern. Darauf können wir richtig stolz sein.

Das Interview führte Christian Rensch.

10vor10, 28.8.2020, 21.50 Uhr ; 

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