Die FDP erlitt im Kanton Glarus am 3. März Schiffbruch. Kandidat Roger Schneider, der den Sitz des in den Ständerat gewählten Benjamin Mühlemann für die Partei verteidigen sollte, erhielt deutlich weniger Stimmen als seine Konkurrenz. Noch am Sonntagabend nach der Wahl verkündete die FDP: Roger Schneider verzichtet auf den zweiten Wahlgang am 24. März.
Obwohl Daniela Bösch-Widmer (Mitte) im ersten Wahlgang das beste Resultat erzielte, vor SVP-Kandidat Thomas Tschudi, dürfte sie im zweiten Wahlgang einen schweren Stand haben. Der Vorsprung auf Tschudi betrug 300 Stimmen. Und nach dem Rückzug der FDP dürften aus diesem Lager viele Stimmen an den SVP-Kandidaten gehen.
Zwar gibt die FDP keine offizielle Wahlempfehlung ab, sie schreibt aber in einer Mitteilung: «Die Glarnerinnen und Glarner entscheiden in einer richtungsweisenden Wahl (...) auch darüber, ob es bei der bewährten rechtsbürgerlichen Zusammensetzung bleibt oder ob es im Regierungsrat eine Mehrheit für Mitte-links geben soll.»
Eine indirekte Wahlempfehlung für SVP-Kandidat Thomas Tschudi? Susanne Elmer Feuz, Glarner FDP-Parteipräsidentin, sagt: «Es ist eine implizite Empfehlung, expliziter wird es aber nicht. Wir möchten nicht Steigbügelhalter sein für eine der beiden Parteien.»
Genau das mache die FDP allerdings. Und zwar bewusst, sagt Christian Büttiker. Der Präsident der Glarner SP vermutet einen Kuhhandel zwischen der SVP und der FDP, weil 2025 mit Andrea Bettiga der nächste FDP-Regierungsrat zurücktritt: «Das liegt auf der Hand. Wer das nicht sieht, begreift nicht, wie solche Deals ablaufen. Die FDP hilft jetzt der SVP, und wenn Herr Bettiga ersetzt wird, ist es umgekehrt.»
Die SP verzichtet wie im ersten Wahlgang auf eine offizielle Wahlempfehlung. Man habe aber durchblicken lassen, wen man in dieser Situation wählen könne. «Mit der neuen Ausgangslage sind sich unsere Wählerinnen und Wähler genügend bewusst, was sie machen müssen», so Büttiker weiter. Und spricht damit die inoffizielle Empfehlung für die Mitte-Kandidatin Daniela Bösch-Widmer an.
Mitte will nochmals mobilisieren
Die Mitte-Partei ist sich der herausfordernden Ausgangslage für den zweiten Wahlgang bewusst. «Wir werden von der FDP und der SVP manchmal als nicht bürgerlich angeschaut. Wir gehen in unserer Wahrnehmung einen fortschrittlichen Weg. Wir sind in der Mitte», sagt Hans Schubiger, Mitte-Präsident in Glarus. Man sei damit nicht immer der beliebteste Partner – für beide Seiten.
Schubiger sagt weiter: «Ich gehe nicht davon aus, dass alle aus der FDP-Basis die SVP unterstützen. Aber wir müssen jetzt arbeiten und mobilisieren.»