SRF News: Sind Sie mit dem Resultat des Gefangenenaustauschs zufrieden?
Roland Büchel: Es ist sehr erfreulich, dass wieder 82 Mädchen freikamen. Wahrscheinlich sind immer noch rund 100 in den Händen dieser Terroristenbande. Es ist höchst erfreulich, dass die Schweiz eine Rolle in solch schwierigen Fällen spielen kann. Wichtig ist aber auch, dass die Schweiz kein Geld fliessen lässt, ob direkt oder über Entwicklungshilfe.
Haben Sie Gewissheit, dass auch in diesem Fall kein Schweizer Geld floss?
Ich habe keine Gewissheit. Aber es wurde uns – auch in Fällen mit entführten Schweizerinnen oder Schweizern – immer versichert, dass nie Geld floss, weder direkt noch indirekt. Das ist sehr wichtig, denn wenn einmal Geld fliesst, haben die Leute eine Art Preisschild um den Hals: Terroristen wissen, dass sie noch mehr verlangen und noch brutaler vorgehen können, wenn Schweizer involviert sind. Das darf nicht passieren. Ich gehe davon aus, dass auch in diesem Fall in diese Richtung nichts geschehen ist.
In diesem Fall lief die Freilassung über einen Gefangenenaustausch, das heisst, frei sind nun auch Mitglieder von Boko Haram. Es soll sich dabei um Kommandanten handeln, heisst es in Agenturberichten. Hat die Schweiz da wirklich zu einer guten Lösung beigetragen?
Es stellt sich die Frage, was «Kommandant» heisst. In Militärkreisen gibt man sich grossartige Titel, das ist auch bei diesen Leuten nicht anders. Wenn es wirkliche Chefs sind, die etwas zu sagen haben, dann ist es problematisch. Wenn es aber irgendwelche Leute sind, die Titel haben, aber keine Terroristen sind, die etwas zu berichten haben, dann ist es weniger problematisch.
Dass die Schweiz in solch schwierigen Fällen eine Rolle spielen kann, ist höchst erfreulich.
Verträgt sich die Rolle der Schweiz bei den Verhandlungen mit dem Neutralitätsprinzip?
Die Rolle als Mittler verträgt sich ganz klar mit der Neutralitätspolitik, wenn sie intelligent und geschickt gespielt wird. Wenn man aber versucht, zu politisieren, dann ist es ebenso klar, dass es sich nicht verträgt.
Das Gespräch führte Gaudenz Wacker.