Den Berner «Bären» geht es an den Kragen: Die traditionellen Gasthöfe haben es in der Agglomeration schwer. Längst werden nicht mehr überall Gäste verköstigt, etliche Gebäude stehen leer.
Zum Beispiel der «Bären» Zollikofen. Über 100 Jahre alt ist er. Ein Familienbetrieb hat hier über vier Generationen Gäste bewirtet. Vor ein paar Jahren war Schluss damit, das Gebäude wird nun zwischengenutzt.
Demnächst soll das stattliche Haus an der Bernstrasse, mit kleinen schmucken Säulen und farbigen Butzenscheiben, abgerissen werden. Auch die dazugehörigen, ebenfalls alten Gebäude sollen weichen. Schade sei das nicht, sagt Gemeindepräsident Daniel Bichsel. «Das Areal an bester Lage kann viel besser genutzt werden.»
Kaum Widerstand
Gegen den geplanten Abbruch hat sich in der Gemeinde kaum jemand gewehrt. Das Gemeindeparlament hat das dafür nötige Baureglement einstimmig beschlossen. Bald wird das Gebäude Geschichte sein, eine neue Überbauung mit 80 Wohnungen und einzelnen Geschäften ist geplant, sofern der Kanton Bern das Bauvorhaben bewilligt.
Hochhaus statt Gasthof
Schon Vergangenheit ist der «Bären» Ostermundigen. Anfang 2019 machten Baumaschinen den stattlichen Gasthof platt. Nun entsteht hier ein Hochhaus.
Luc Mentha vom Berner Heimatschutz stellt fest, dass die alten Gasthöfe in der Agglomeration vermehrt unter Druck stehen: Weil sie an guter Lage stehen und weil das Beizensterben weiter voranschreitet. Er bedauert es, wenn jeweils die Bagger auffahren: «Damit geht ein Stück Heimat verloren.»
Seiner Meinung nach entscheiden sich die Gemeinden häufig zu rasch für einen Abbruch. «Zu rasch wird in den Zentren die Bewilligung für neue Quartiere erteilt.»
Eine Agglomerationsgemeinde, die ihren «Bären» noch hat, ist Münchenbuchsee, eine Nachbargemeinde von Zollikofen. Auch hier war immer mal wieder nicht klar, wie es mit dem Gebäude und dem dazugehörigen Restaurant weitergehen soll. Das derzeitige Restaurant mit Kulturbetrieb sei ein Erfolg, sagt Gemeinderat Patrick Imhof. «Man trifft sich hier, der ‹Bären› ist das Zentrum des Dorfes.»

Das Gebäude steht da wie eh und je. Dieser Dorfkern soll mit der neuen Ortsplanung besonders geschützt werden. Doch auch in Münchenbuchsee konnten nicht alle alten Gasthofgebäude gerettet werden. Mehrere sind verschwunden oder darben:
«Die Gemeinde kann nicht selber Gasthöfe kaufen und betreiben», sagt Imhof. «Was wir können, ist die Ortsplanung anpassen und versuchen, den Schutzstatus einzelner Gebäude zu verbessern.» Wobei auch ein solcher Schutzstatus nicht einen Abbruch verhindern kann – je nachdem, in welchem Zustand sich das Gebäude befindet.
Luc Mentha vom Berner Heimatschutz wünscht sich von den Gemeinden mehr Engagement. «Die Gemeinden müssen eine Vision ihrer Dorfkerne haben und genau prüfen, ob sich der Abbruch eines alten Gasthofes lohnt.»
Denn verdichtetes Bauen und der Erhalt alter Gasthöfe schliesse sich nicht aus, sagt Mentha. Beispiele gebe es genug: Genossenschaften, die Restaurants weiter betreiben oder Gasthöfe, die gekonnt zu Wohnbauten umgebaut wurden.
In Zollikofen habe man das alles geprüft, sagt Gemeindepräsident Daniel Bichsel. Erfolglos. Er hofft nun, dass der «Bären» bald Geschichte sein wird und das neue Quartier gebaut werden kann.
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