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Gefährdete Naturschutzgebiete Günstige Erdbeeren auf Kosten der Umwelt

Die roten Früchte sind seit Februar überall im Angebot. Zu Tiefstpreisen. Dabei stammt ein grosser Teil aus einem südspanischen Gebiet, dem es enorm an Wasser fehlt. Die EU-Kommisssion setzte gar ein Ultimatum: Bessert es nicht, muss sich Spanien vor dem Europäischen Gerichtshof verantworten.

300‘000 Tonnen Erdbeeren werden in Huelva, einer Provinz in Südspanien, pro Jahr für Europa produziert. Genau in dieser Region fehlt es aber an Wasser. Und eine Schale Erdbeeren braucht bis zu 150 Liter Wasser, das ist eine volle Badewanne.

Ein hoher Wasserverbrauch für eine Region, die unter Wassermangel leidet. Die Folgen: ausgetrocknete Böden, leere Flussbette und rund 1000 illegal gebaute Brunnen. «Kassensturz» hat vor fünf Jahren genau diese Problematik berichtet (siehe Linkbox).

«Kassensturz»-Beitrag

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Verbesserung seitens Coop und Migros

Die beiden Grossverteiler Migros und Coop, die ihre Erdbeeren ebenfalls aus Huelva beziehen, haben damals im «Kassensturz» versprochen, Massnahmen zu ergreifen. Was hat sich seither verbessert?

Coop-Sprecher Urs Meier sagt, man arbeite jetzt enger mit den Produzenten zusammen: «Wir haben Workshops und Aufklärungsarbeit vor Ort durchgeführt, dieser Einsatz hat sich gelohnt. Bei den Produzenten hat ein Umdenken stattgefunden. Ihnen ist klar geworden, dass man vor Ort effektiv etwas ändern und mit den Ressourcen nachhaltig umgehen muss. Wir konnten konkrete Verbesserungsmassnahmen umsetzen. Heute wird generell effizienter bewässert als noch vor fünf Jahren, und das ist aus nachhaltiger Sicht das wichtigste.»

Auch Migros sagt, man habe die Zusammenarbeit intensiviert. Seit zwei Jahren ist der Grossverteiler Mitglied beim internationalen Verband SAI (Sustainable Agriculture Initiative), der sich für eine nachhaltige Landwirtschaft einsetzt. Zusammen mit anderen Unternehmen wie Danone, Unilever oder Coca-Cola habe man ein Projekt entwickelt, das den Wasserverbrauch auf den Erdbeerfeldern in Südspanien verbessern sollte.

«Es gibt jetzt eine klare Wassererfassung. Und auch die Reduktion des Wasserverbrauchs wird überwacht», so Kathrin Rutishauser, Spezialistin für Nachhaltigkeit und Umwelt bei der Migros.

Ultimatum seitens EU-Kommission

«Kassensturz» vom 24.04.2012

Konkret arbeiten die Produzenten der beiden Grossverteiler jetzt mit Feuchtigkeitssensoren im Boden und setzen auf die sparsame Tröpfchenbewässerung.

Für Corina Gyssler vom WWF ein enorm wichtiger Schritt: «Huelva ist ein Gebiet, das sehr nahe an dem Unesco-Weltnaturerbe Coto de Doñana liegt. Bis heute sind etwa 80 Prozent Wasser des Feuchtgebietes für die Landwirtschaft abgezogen worden. Ein grosser Teil davon geht in die Erdbeer-Produktion. Das heisst, es betrifft europaweit sehr viele Detailhändler und Anbieter von Erdbeeren.»

Wie brisant der Wassermangel in Südspanien tatsächlich ist, zeigt das Ultimatum das die EU-Kommission Spanien gesetzt hat: Entweder schützt Spanien ihre Naturlandschaft Doñana besser oder das Land muss sich vor dem Europäischen Gerichtshof verantworten.

Die beiden Grossverteiler sagen, dass sie mit ihren Massnahmen bereits viel Wasser einsparen. Coop und Migros sprechen von jeweils gut 30 Prozent.

Angemeldete Kontrollen

Kontrolliert werden die Wassersparmassnahmen von externen Kontrolleuren, welche die beiden Grossverteiler auf die Erdbeerfelder schicken. Der Haken: Diese Kontrollen werden vorher angemeldet.

Dies müsse sein, da die Produzenten bei der Kontrolle wichtige Dokumente über Wasser- und Bodenlegalität vorlegen müssen. Ohne diese Dokumente sei die Kontrolle nicht durchführbar, so Migros und Coop. «Die Dokumente müssten eigentlich jederzeit vorgewiesen werden können», kritisiert der WWF.

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