Ab heute gibt es im Kanton Genf die erste «Car Pool Lane» der Schweiz. Auf dieser Spur dürfen nur Autos fahren, in welchen mindestens zwei Personen sitzen. Das Pilotprojekt beim Grenzübergang Thônex-Vallard zu Frankreich dauert ein Jahr und hat zum Ziel, das Verkehrsaufkommen und entsprechend die Staus zu reduzieren.
«Es ist eine Premiere in Europa. Wir hoffen, dass dadurch die Zahl der Fahrgemeinschaften zunimmt», sagt Chrystelle Charat vom Genfer Infrastrukturdepartement.
Skepsis beim obersten Fahrlehrer
Weit verbreitet ist das System bereits in amerikanischen Grossstädten und Agglomerationen. Die «Car Pool Lane» sei grundsätzlich ein wirksames Mittel gegen Stau, erklärt Daniel Menzi, Geschäftsführer des Schweizerischen Fahrlehrerverbandes (SFV). Auch wenn er solche Feldversuche wie in Genf begrüsst, so äussert er sich skeptisch.
Zum einen zeigten Erfahrungen aus den USA, dass auf der «Car Pool Lane» oftmals geschummelt werde, erklärt Menzi. So gebe es gar Unternehmen, die Begleitpersonen zur Verfügung stellten oder es würden auch Puppen ins Auto gesetzt.
Zum anderen ist Menzi überzeugt, dass solche Versuche erst ab einer gewissen Fläche aussagekräftige Resultate bringen könnten. Er räumt zugleich ein, dass Feldversuche zwangsläufig auf einer begrenzten Fläche erfolgten und eine gewisse Verfälschung des Resultats möglich sei.
Menzi: «Regionale Regeln begreift niemand»
Allgemein ist er aber der Meinung, dass ein solches System auf einer grösseren Fläche, mindestens in der ganzen Schweiz, eingeführt werden müsste. «Wenn wir regionale Regeln haben, wird es unmöglich sein, dass das jemand begreift.»
Der oberste Fahrlehrer der Schweiz gibt der «Car Pool Lane»-Idee in der Schweiz ohnehin «eher weniger Potenzial». Er verweist dabei auf die laufenden Anstrengungen im Parlament bezüglich Rechtsvorbeifahren, um die Verkehrsfläche besser zu nutzen.
Schweizer sind gerne allein unterwegs
Die Schweizer teilen nicht gern ein Werkzeug, das ihnen gehört und auch ein bisschen die Erweiterung des eigenen Zuhauses ist. So liegt die Belegung von Fahrzeugen im Schnitt bei 1,1 Personen.
Das Angebot an Mitfahrplattformen ist zwar gross, aber unübersichtlich. Das macht es nicht einfacher. Aber auch die Politik könnte laut Experten mehr tun, etwa mit Werbekampagnen, aber auch Parkplätzen, damit sich Mitfahrwillige treffen können.