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Schweiz Gotthard-Basistunnel: Eine bewegte Geschichte

In einem Jahr ist es soweit: Am 2. Juni wird der längste Eisenbahntunnel der Welt eröffnet. Der 57 Kilometer lange Gotthard-Basistunnel hat eine bewegte Entstehungsgeschichte – eine Geschichte voller Polit-Streitereien, Unglücksfälle und Tränen.

Die Tränen fliessen Adolf Ogi übers Gesicht, als sich am 15. Oktober 2010 die gigantische Tunnel-Bohrmaschine «Sissi» endgültig ihren Weg durch den Gotthard gefressen hat. Der ehemalige Schweizer Verkehrsminister hatte diesen Moment über zwanzig Jahre herbeigesehnt. «Jetzt muss ich gerade weinen. Es war so hart das Ganze. Ich hatte manchmal das Gefühl, die ganze Welt sei gegen mich. Und jetzt hat es mich halt übermannt.»

1989: Der Bundesrat fällt den Beschluss

Im Mai 1989 beschliesst der Bundesrat den Verlauf der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (Neat). Ihr Herzstück soll der Gotthard-Basistunnel sein. Die Kosten werden bei acht Milliarden Franken anberaumt. Ziel des Projekts ist eine bessere Bahnverbindung zwischen Nord- und Süd. Zugleich soll damit der Schwerverkehr von der Strasse auf die Schienen verlagert werden.

1991: Ogi überzeugt die EU

Die EU möchte aber lieber einen Korridor für Lastwagen und setzt die Schweiz unter Druck. 1991 lädt Bundesrat Adolf Ogi die europäischen Verkehrsminister zur Aktion «Chum und lueg» bei der Kirche von Wassen ein. Seine ausländischen Kollegen sollen sehen, dass es hier keinen Platz für 40-Tonnen-Lastwagen hat.

«Vor der Kirche hat man Einsicht in das Gelände gezeigt: Da war die Reuss, die Eisenbahn, die Autobahn und die Kantonsstrasse. Mehr Platz hatte es nicht. Die meisten Verkehrsminister haben das verstanden. Die, die es nicht verstanden, habe ich in der Kirche weiter bearbeitet.» Ogis Aktion zeigt Erfolg: Die EU befürwortet schliesslich die Verlagerungspläne der Schweiz.

Audio
Die bewegte Geschichte des Schweizer Jahrhundert-Projekts
aus SRF 4 News aktuell vom 01.06.2015.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 45 Sekunden.

1992: Das Volk sagt Ja

Mit 64 Prozent Ja-Stimmen segnet 1992 auch das Volk die Neat und damit den Bau des Gotthard-Basistunnels ab. Der wahre Kampf um die Neat geht jetzt allerdings erst los. Schon von Anfang an hat SP-Finanzminister Otto Stich davor gewarnt, dass die Kosten des Projekts aus dem Ruder laufen und sich der Bund damit zu sehr verschulde. «In der jetzigen Zeit, in der wir solche Schwierigkeiten haben, darf man nicht unnötig Geld ausgeben für Prestigeobjekte für irgendwelche Regionen.»

1995: Der Streit zwischen Ogi und Stich eskaliert

Stich und Ogi liefern sich einen jahrelangen Kampf um die Neat-Milliarden. Stich verlangt, auf den Bau des Lötschbergtunnels zu verzichten. Bundesrat und Parlament entscheiden aber anders und Stich zieht im Sommer 1995 die Konsequenzen. «Als der Entscheid getroffen wurde, war ich natürlich wütend. Ich sagte mir, ich will den Entscheid nicht mittragen und trete im Prinzip zurück.»

Die Kosten der Neat steigen weiter. 15 Milliarden Franken sind es inzwischen – auch wegen Schwierigkeiten und Verzögerungen beim Bau des Gotthard-Basistunnels. Das besondere Gestein macht den Arbeitern im Gotthard zu schaffen. Einmal wird der fünf Kilometer lange Erkundungsstollen geflutet. Ausserdem sind die Arbeiten gefährlich. Bei verschiedenen Unfällen kommen insgesamt acht Arbeiter ums Leben.

2010: Der Gotthard wird durchstochen

Beim Gotthard-Durchstich vor fünf Jahren tragen die Mineure die Bilder ihrer verstorbenen Kameraden durch den Berg. Auch deshalb ist es für alle ein emotionaler Moment: «Du hast hier acht Jahre lang gearbeitet – Schweisstreiben, Schwierigkeiten gehabt. Mit Problemen mit dem Berg gekämpft und dann hast du es geschafft. Das ist toll. Das ist einfach das Grösste für jeden Tunnelbauer.»

Video
Finale Phase am Gotthard-Basistunnel
Aus Tagesschau vom 01.06.2015.
abspielen. Laufzeit 12 Minuten 8 Sekunden.

Nicht nur der frühere Verkehrsminister Ogi hat beim Durchstich Tränen in den Augen, auch sein Nachfolger Moritz Leuenberger, als er vor den Festbesuchern im Berg verkündet: «Der Berg ist gross. Wir sind klein.» Damit hat die letzte Etappe des Jahrhundertprojekts begonnen.

Derzeit wird die Zugstrecke fertig gebaut. Damit sich in einem Jahr, am 2. Juni 2016, zum Eröffnungsfest im Gotthard-Basistunnel zwei Züge treffen können – einer von Norden, der andere von Süden.

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