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Im Innern des Gotthard-Strassentunnels
Legende: Gotthard-Strassentunnel: Wird die zweite Tunnelröhre gebaut, wird auch die Frage nach vier Spuren wieder aktuell. Keystone/Archiv
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Schweiz Gotthard: Sind die Beteuerungen des Bundesrats glaubwürdig?

Verkehrsministerin Doris Leuthard hat den Abstimmungskampf um eine zweite Röhre am Gotthard eröffnet. Den Stimmberechtigten stehen nun vier Monate emotionale und intensive Diskussionen bevor. Es gehe nicht nur um die Frage der Finanzierung, sagt SRF-Tessin-Korrespondent Alexander Grass.

SRF News: Für den Bundesrat ist klar, dass es einen zweiten Strassentunnel am Gotthard braucht. Hat man diese Worte im Tessin gern gehört?

Alexander Grass: Das Tessin gibt es in dieser Frage nicht. Es gibt Bürgerliche, die sagen Nein zur zweiten Röhre, es gibt Linke, die Ja sagen. Das Tessin ist gespalten. Die Abstimmung wird zeigen, was dabei herauskommt. Auch im Kanton Uri ist die Diskussion in Bewegung. Der Landrat hatte sich im August mehrheitlich für eine zweite Röhre ausgesprochen.

Es dauert ja auch noch vier Monate bis zur Abstimmung. Was heisst das für diesen Abstimmungskampf?

Man wird noch viele Vorschläge hören. Letztlich wird es eine Grundsatzentscheidung in Sachen Alpenschutz und Umweltpolitik werden. 1994, bei der Annahme der Alpeninitiative, war eine andere Zeit. Damals gab es die Waldsterben-Debatte, Tschernobyl, den Club of Rome, die Umweltkonferenz in Rio. Dieses Umfeld ist völlig anders geworden und ich bin gespannt, wie die umweltpolitische Diskussion um den Gotthard in die jetzige Zeit hineinpasst.

Wenn die zweite Röhre mal existiert, dann ist der Weg für eine Abstimmung über vier Spuren durch den Gotthard offen.

Die Gegner einer zweiten Röhre befürchten, dass nach der Sanierung beide Tunnels zweispurig befahren werden, auch wenn der Bundesrat heute beteuert, das werde nicht geschehen. Wird das der Kernpunkt der Diskussion bleiben?

Audio
Gotthard: Es wird ein emotionaler und langer Abstimmungskampf
aus SRF 4 News aktuell vom 28.10.2015.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 10 Sekunden.

Die Behauptung der Alpeninitiative, dass die zweite Röhre eine Verdoppelung der Lastwagen bringe, finde ich gewagt. Bevor es so weit kommt, braucht es eine Verfassungsabstimmung in der Schweiz, und die muss zuerst mal gewonnen werden. Natürlich, wenn die zweite Röhre mal existiert, dann ist der Weg offen für eine solche Abstimmung. Doch selbst wenn man nur eine Röhre hätte, jeden Tag kann irgendwo irgendwer eine Initiative zu eben genau dieser zweiten Röhre lancieren. Sie wird gebaut, wenn die Initiative angenommen wird. Hier sind wir im Kern der Debatte. Es geht letztlich auch um die Glaubwürdigkeit von Bundesrat und vom Parlament. Sie haben ja dutzende Male betont, dass die Verdoppelung der Röhren am Gotthard nicht zu haben ist.

Der Bau der zweiten Röhre und die Sanierung des bestehenden Tunnels kosten rund 2,8 Milliarden Franken. Die Lösung mit Bahnverlad käme auf 1,5 Milliarden Franken zu stehen. Welche Rolle spielt das Geld im Abstimmungskampf?

Es wird eine Rolle spielen. In Wahrheit ist es aber so, dass es eine Infrastruktur-Investition ist, nicht eine einmalige Ausgabe. Es ist ein Generationenvertrag. Wenn ich heute einen Tunnel baue, dann werden meine Urenkel noch die Betriebskosten dafür bezahlen müssen. Man muss die Kosten für die nächsten 120 Jahre kapitalisieren. Die Verladebahnhöfe müssten innerhalb diese Zeit dreimal gebaut werden, das würde mehr kosten als ein neuer Tunnel. Man muss das einem gewissen Augenmass betrachten. Kein Mensch erinnert sich mehr, wie viel der Strassentunnel 1980 gekostet hat. Es sind hunderte Millionen Autos durchgefahren, alle haben profitiert davon. Die Vision muss stimmen.

Was für ein Wahlkampf steht uns bevor?

Uns stehen vier Monate emotionale und intensive Diskussion bevor. Es wird sehr emotional werden. Die Befürworter werfen der Alpeninitiative zum Beispiel vor, sie seien quasi schuld an den Verkehrstoten im Tunnel, wenn keine zweite Röhre gebaut wird.

Das Gespräch führte Tina Herren.

Alexander Grass

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Alexander Grass

Der ehemalige Produzent und Moderator der Sendung «Echo der Zeit» berichtet heute regelmässig als Korrespondent für Radio SRF aus dem Tessin.

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