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Grosser Telefonärger Spoofing: Polizei beendet Telefonterror

Wenn lusche Callcenter unter einer fremden Nummer Werbeanrufe tätigen, bedeutet das nichts als Ärger für Betroffene.

Das Handy einer Frau aus dem Kanton Appenzell Ausserrhoden läutete im Oktober bei einem Auslandaufenthalt plötzlich Sturm. Die Anrufer gaben an, sie würden zurückrufen, da die Frau versucht habe, anzurufen. Täglich klingelte ihr Handy bis zu hundert Mal, erzählt die Frau im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso». Besonders mühsam: Ihre Geschäftsnummer war fast nicht mehr zu gebrauchen.

Wochenlanger Telefonterror

Zurück aus dem Ausland kontaktierte die Frau ihren Anbieter Salt. Doch dort konnte man ihr nicht weiterhelfen. Erst die Ausserrhoder Kantonspolizei erklärte ihr, es handle sich wohl um einen Fall von Spoofing. Konkret helfen könne man ihr aber nicht. Der Telefonterror hörte während Wochen nicht auf.

Erst als die Ausserrhoderin ein SMS erhielt, kam Bewegung in die Sache. Eine Frau wollte damit ein Krankenkassen-Beratungsgespräch, das sie auf den Abend abgemacht habe, wieder absagen. Die Frauen nahmen Kontakt auf und fassten gemeinsam den Plan, für das Treffen am Abend die Polizei aufzubieten.

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Polizei-Einsatz beendet den Spuk

Am Abend tauchten zwei Beamte beim Gespräch auf. Der Makler sei erschrocken und habe behauptet, von nichts zu wissen, erklärt die Frau, welche ihn empfangen hatte, gegenüber «Espresso». Der Telefonterror hörte jedoch sofort auf. Konsequenzen hat der Fall keine. Die Polizei habe den Fall nach dem Einsatz nicht weiterverfolgt, heisst es auf Anfrage. Dies auch, weil keine Anzeige eingegangen sei. Man sei aber froh, geholfen zu haben.

Das Spoofing-Opfer zeigt sich enttäuscht darüber, dass ihr Salt nicht half. Dort heisst es gegenüber «Espresso», man bedaure dies. Das Problem sei aufgrund eines Missverständnisses falsch erfasst worden. Ob Salt der Frau andernfalls hätte helfen können, bleibt offen. Die einzig wirksame Lösung in so einem Fall sei die Änderung der Telefonnummer, schreibt Salt.

Was ist Spoofing?

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Spoofing nennt man Täuschungsmethoden in Computernetzwerken. Der Begriff leitet sich her aus dem Englischen: «to spoof» für imitieren, manipulieren, verschleiern. Es ist eine betrügerische oder böswillige Praxis, bei der Kommunikation von unbekannter Herkunft gesendet wird. Für den Empfänger ist die Kommunikation als bekannte Quelle getarnt. Spoofing kommt häufig dort vor, wo die Kommunikationsmittel kein hohes Mass an Sicherheit bieten.

Swisscom-Callfilter wirkt gegen Spoofing

Die Anbieter sprechen auf Anfrage bei Spoofing von einem internationalen Problem. Die Täter würden ihre wahre Herkunft und Nummer verschleiern. Sunrise schreibt, in Ausnahmefällen sei eine Sperrung der Nummer möglich. Swisscom verweist auf ihren Callfilter für Festnetz- und Mobiltelefone. Seit letztem Sommer würde dieser auch einen Schutz gegen «viele» Spoofing-Anrufe bieten, wenn auch nicht alle. Swisscom empfehle ihren Kunden, den Callfilter zu aktivieren.

Politik nimmt Anbieter in die Pflicht

Das Bundesamt für Kommunikation Bakom geht davon aus, dass sich die Situation spätestens mit der Revision des Fernmeldegesetzes 2020 oder 2021 bessern wird. Die Revision wird im Parlament noch beraten, unbestritten sei jedoch, dass die Anbieter im Kampf gegen unerwünschte Werbeanrufe und damit auch Spoofing stärker in die Pflicht genommen werden.

Marc Hostettler vom Bakom gibt sich vorsichtig optimistisch. Mit technischen Massnahmen sei es möglich, illegal operierenden ausländischen Callcentern das Leben schwerer zu machen. Diese würden jedoch technisch auch immer mehr aufrüsten, um zum Beispiel Filter zu umgehen. Es werde wohl nie möglich sein, alle verbotenen Werbeanrufe zu verhindern.

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