Viele Bergbauern und Älpler blicken dem Alpsommer sorgenvoll entgegen. Wegen der wachsenden Wolfsbestände sehen sie ihre Schafe und Ziegen in Gefahr.
Jagdgesetz
Eidg. Vorlage: Änderung des Jagdgesetzes
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JA
1'530'811 Stimmen
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NEIN
1'653'873 Stimmen
So mancher ist zudem über die Ablehnung des neuen Jagdgesetzes vom letzten Herbst verärgert. Das Gesetz hätte den Abschuss von Wölfen erleichtert. Nun wollen Naturschützer mit einem neuen Pilotprojekt die Wogen glätten.
Es ist wichtig, dass Naturschutz und Landwirtschaft wieder zusammenarbeiten.
Man müsse die Sorgen und Ängste der Bergbauern ernst nehmen, erklärt Josia Orlik, Projektleiter bei Pro Natura Graubünden. Nach dem emotionalen Abstimmungskampf um das Jagdgesetz gelte es, die Gräben wieder zuzuschütten. «Dafür ist es wichtig, dass Naturschutz und die Landwirtschaft wieder zusammenarbeiten.»
Deshalb hat Pro Natura ein Projekt lanciert, das die Bergbauern praktisch unterstützen will: «Pasturs Voluntaris», zu Deutsch «Die freiwilligen Hirten». Freiwillige aus der ganzen Schweiz sollen den Alpbetrieben beim Herdenschutz Hilfe leisten.
Es gibt viel zu tun
Zu tun gebe es dabei einiges, erklärt Orlik. Die Freiwilligen könnten etwa Zäune und Nachtpferche aufstellen, oder Gras unter den Zäunen mähen. Das sei wichtig, damit der Stromfluss gewährleistet bleibt.
Zudem sollen sie die Älpler beim Weidewechsel unterstützen. Und abends könnten sie die Tiere in den Nachtpferch treiben.
Einsätze vornehmlich in der Surselva
Die ein- oder mehrtägigen Einsätze sollen vornehmlich in der Surselva stattfinden. In dieser Region Graubündens breiten sich Wolfsrudel besonders stark aus.
Inzwischen hätten sich bereits erste Alpbetriebe gemeldet, sagt Orlik weiter. Sie wären froh um die Unterstützung.
Die einzige Lösung wird sein, dass man den Wolf reduziert und reguliert.
Doch es gibt auch skeptische Stimmen. Etwa Christa Buchli, die Präsidentin des Bündner ÄlplerInnen Vereins. Sie glaubt nicht, dass die freiwilligen Hirten für die Älpler eine grosse Unterstützung sind.
Ihr schwebt ein anderes Vorgehen vor: «Die einzige Lösung wird sein, dass man den Wolf reduziert und reguliert. Andere Lösungen wird es nicht geben.»
Naturschützer nehmen Abschüsse in Kauf
Dennoch hoffen die Naturschützer, dass das Pilotprojekt das Verständnis zwischen ihnen und der Berglandwirtschaft vergrössert.
Sie gehen aber auch politisch einen Schritt auf diese zu: So akzeptieren Pro Natura, der WWF und andere Organisationen, dass der Bundesrat Wolfsabschüsse auf dem Verordnungsweg erleichtern will. Abschüsse sollen bereits möglich sein, wenn ein Wolfsrudel zehn Schafe oder Ziegen gerissen hat.
Für die Umweltverbände geht das in Ordnung. Im Gegenzug müsse aber der Herdenschutz verstärkt werden, fordern sie.