In einem grossen, von Quellwasser gespiesenen Becken tummeln sich unzählige Flusskrebse. Züchter Jeannot Müller wirft einen Blick hinein. Zwei der rund zehn Zentimeter grossen Tiere scheinen in einen Kampf verwickelt.
Wenn die Männchen ein Weibchen finden, beginnt eine Art Paarungsritual
Doch der Krebszüchter winkt ab: Zu dieser Jahreszeit würden sich die Männchen nämlich auf die Suche nach einem paarungsbereiten Weibchen machen. «Wenn die Männchen ein Weibchen finden, beginnt eine Art Paarungsritual», sagt Müller.
Jeannot Müller setzt sich schon länger für die heimischen Flusskrebse ein. In seiner Aufzuchtstation im Kanton Appenzell Innerrhoden züchtet er die Tiere, im Auftrag der Ostschweizer Kantone.
Population gefährdet
Die Flusskrebse sind auf dem Rückzug, es gibt sie heute in der ganzen Schweiz nur noch in wenigen Gewässern. Diese Entwicklung beobachtet der Präsident des Forums Flusskrebse, Thomas Stucki, mit Sorge.
Die Flusskrebse in der Schweiz haben im Moment ein schwieriges Leben.
Die Organisation setzt sich für den Schutz heimischer Flusskrebse und deren Lebensräume ein. «Die Flusskrebse in der Schweiz haben im Moment ein schwieriges Leben, alle drei Arten sind gefährdet», erklärt Stucki. Flussverbauungen, Pestizide aus der Landwirtschaft und die eingeschleppte Krebspest, hätten den Beständen arg zugesetzt.
Das Rettungsprogramm
Doch Thomas Stucki sieht da und dort Anzeichen der Entspannung. «Heute werden Gewässer revitalisiert und die Wasserqualität hat sich in gewissen Bereichen verbessert», sagt Stucki. Setze man am Lebensraum der Tiere an, könne man wieder gute Voraussetzungen schaffen.
Voraussetzungen, damit die Tiere auch längerfristig wieder angesiedelt werden können. Dort, wo die Tiere verschwunden sind, wird das zum Teil schon länger gemacht: Seit rund zehn Jahren gibt es ein Programm des Bundes, bei dem die heimischen Flusskrebsarten gefördert und erhalten werden sollen.
In die gleiche Richtung zielen die Absichten der Ostschweizer Kantone und damit auch die Arbeit von Jeannot Müller. Seine Flusskrebse sind mittlerweile gross genug, um ausgesiedelt zu werden.
In den nächsten Tagen werden die ersten Exemplare in der Urnäsch ausgesetzt. In fünf Jahren wird Bilanz gezogen, ob sich der Bestand dort wieder erholt hat.