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Georges Roos: «In Zukunft wird es viele Lösungsansätze geben»
Aus 10 vor 10 vom 06.04.2017.
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Die Schweiz wächst «Ich sehe keine gute Zukunft für das Einfamilienhaus»

2040 dürften in der Schweiz zehn Millionen Menschen leben, schätzt der Bund. Wie sieht das Land dann aus und wie werden wir darin leben? Ein Zukunftsforscher hat die Antworten.

SRF: Die Schweizer Bevölkerung wächst und wächst. Das bereitet vielen Menschen Mühe. Georges Roos, haben Sie auch Bedenken?

Georges Roos: Bezüglich der Vorhersagen, dass 2040 10 Millionen Menschen in der Schweiz leben sollen, habe ich keine Bedenken. Diese Leute bringen wir im bestehenden Siedlungsraum gut unter.

Was würde das denn für unser Leben bedeuten, wenn zehn Millionen Menschen in der Schweiz leben?

Es wird schon Veränderungen geben. Denn es ist nicht nur so, dass wir mehr sein werden, wird werden auch älter sein. Rund 25 Prozent der Bevölkerung wird dann älter als 65 sein. Das hat Kosten zur Folge. Etwa bei der Altersvorsorge oder im Gesundheitswesen. Ich gehe deshalb davon aus, dass sowohl die privaten als auch die öffentlichen Haushalte eher weniger verfügbares Einkommen haben werden als heute.

Natürlich gibt es Probleme, zum Beispiel im Verkehr. In den Stosszeiten sind wir heute schon an der Belastungsgrenze. Aber 2040 wird es viele Lösungsansätze geben. Etwa mehr Intelligenz im Verkehr: Fahrgemeinschaften, vielleicht autonome Shuttlebusse. Es wird aber auch Veränderungen in der Arbeitswelt geben. Es wird immer weniger Sinn ergeben, dass alle morgens um acht ins Büro rennen, den ganzen Tag am Computer arbeiten, und am Abend alle gleichzeitig wieder auf dem Heimweg sind.

Sie sagen also, es werden weniger Menschen zu den Stosszeiten unterwegs sein. Tatsache ist aber, dass sich die Leute heute immer noch am Morgen in die Züge drängen. Die Veränderungen kann man sich ja nicht einfach herbeiwünschen.

Ja, das ist kein Wunschkonzert. Aber vielleicht ist das Problem heute auch noch nicht gross genug. Die Leute fahren jeden Tag in den Stau. Warum machen sie das? Weil sie wohl doch nicht so wahnsinnig viel Zeit verlieren werden. Wenn der Zeitverlust weiter zunimmt, wird man nach neuen Lösungen suchen.

Sie glauben also, es wird noch schlimmer werden?

Ich denke schon, dass noch mehr Druck entstehen wird. Mit mehr Druck werden die gescheiten Lösungen kommen: Man arbeitet von zu Hause aus. Oder in Büro-Boxen, also in Büros, welche die Firmen in den Quartieren zur Verfügung stellen. Man kann zu Fuss oder mit dem Velo zur Arbeit und erspart sich fast den ganzen Arbeitsweg.

Verdichtung ist heute ein Reizwort. Wie kann man das so angenehm wie möglich gestalten, damit sich die Menschen nicht vorkommen wie in einer Hühnerbatterie?

Das ist ein grosses Thema. Beim Stichwort Verdichtung stellen sich die meisten Menschen Plattenbauten aus den 1960er-Jahren vor, wo man einfach nicht leben will. Interessant ist, dass jene Orte, die heute am stärksten verdichtet sind, die alten Quartiere unserer Städte sind. Ich komme aus dem Luzerner Neustadtquartier, das ist extrem dicht besiedelt, aber alle finden, man habe dort eine enorme Lebensqualität. Wir müssen etwas Gestaltendes machen.

Was konkret?

Eine Idee ist, dass man bei Neubauten von Mehrfamilienhäusern das Parterre-Geschoss kuratiert. Dass man es nicht einfach dem Meistbietenden gibt, sondern dass dort Cafés, Ateliers oder Räume für die Quartierarbeit untergebracht werden. Es soll dort etwas passieren, was die Sinne anzieht, damit Leben reinkommt.

Das Einfamilienhaus ist weiterhin der Traum vieler Schweizer. Liegt das in Zukunft noch drin?

Ich sehe keine gute Zukunft für das Einfamilienhaus. Aber in den Einfamilienhaus-Siedlungen kann man durchaus auch verdichten. Das bedeutet aber nicht, die Häuser aufzustocken oder den Rasen zu bebauen. Wo früher eine Familie mit zwei Erwachsenen und drei Kindern wohnte, sind heute die Kinder ausgezogen. Wenn dort wieder fünf Leute wohnen, hat man verdichtet ohne auch nur einen einzigen Quadratmeter zu verbauen.

Das Gespräch führte Andrea Vetsch.

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Georges Roos ist Zukunftsforscher in Luzern und setzt sich mit der Bevölkerungsentwicklung in der Schweiz auseinander. An der Universität Zürich studierte er Pädagogik, Publizistik und Psychologie.

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