Mittagszeit in der Kindertagesstätte Valency mitten in Lausanne. Co-Leiterin Chrystel Cagneau zeigt auf die Tische: «Noch haben wir einige weisse Krüge aus Plastik», sagt sie, «aber sie werden nach und nach durch Krüge aus Edelstahl ersetzt.»
Aus der Küche haben sie Plastiktrinkflaschen, aus dem Spielzimmer Plastikautos, aus dem Bad Feuchttücherverband entfernt – alle enthalten endokrine Disruptoren, diese kleinen chemischen Partikel. Als Alternativlösungen bieten sich Glasflaschen, Holzspielzeug und Waschlappen an.
Einfache Massnahmen als Ziel
Beigezogen wurde auch eine Toxikologin. Die Projektleiterin der Stadt Lausanne, Julie Wuerfel, betont, man wolle nicht in Angstmacherei verfallen, sondern vielmehr aufzeigen, wie mit einfachen Massnahmen mögliche Quellen von endokrinen Disruptoren verbannt werden können.
Dass ausgerechnet die Stadt Lausanne nicht nur sensibilisiert, sondern zu Massnahmen greift, ist kein Zufall. Politisch ist die Stadt links regiert. Dazu kommt, dass die allermeisten Einrichtungen für Kinder – anders als in der Deutschschweiz – in städtischer Hand sind.
Die Stadt reagiert mit diesen Vorsichtsmassnahmen auf einen starken politischen Willen, Verantwortung zu übernehmen.
Das Projekt kostete bis jetzt rund 45'000 Franken – Geld, welches die Stadt investiert, obwohl mögliche gesundheitliche Schäden aufgrund von endokrinen Disruptoren wissenschaftlich umstritten sind. Stadträtin Natacha Litzistorf von den Grünen verteidigt sich: «Die Stadt reagiert mit diesen Vorsichtsmassnahmen auf einen starken politischen Willen, Verantwortung zu übernehmen.»
Mögliche Risiken bei Internetkäufen
Doch sind die Massnahmen nicht übertrieben? Grundsätzlich regelt der Bund die Marktzulassung von Produkten und garantiert, dass diese die Gesundheit nicht gefährden. Die zuständige Fachbereichsleiterin Judith Deflorin sagt, dass hingegen Risiken bestehen könnten, wenn man Produkte im Ausland – zum Beispiel via Internet – kaufe.
Die Massnahmen der Stadt Lausanne können mithelfen, dass die Konsumentinnen und Konsumenten eine bewusste Wahl treffen», sagt Deflorin. Die Stadt Lausanne hat aufgrund des Pilotprojekts einen Leitfaden erstellt und verteilt die nun an alle interessierten Kitas.