- Das neuste Informatik-Projekt des Bundes wird deutlich teurer als vorerst angenommen.
- Die Zentralisierung der Systeme sorgt in den Departementen für Verstimmung.
- Die Schweizer Digitalbranche bemängelt das Beschaffungsverfahren.
«Superb23» und «ERPSYSVAR» sind abstrakte Namen, die viel politischen Zündstoff enthalten. Sie stehen für die neu geplanten Softwareplattformen der zivilen Bundesverwaltung und der Armee. Vor einem Jahr lagen die Kostenschätzungen des Bundes für die beiden Projekte noch bei 650 Millionen Franken. Mittlerweile ist die Rede von 930 Millionen.
Gegenüber SRF begründet Peter Fischer, der Delegierte des Bundes für Informatiksteuerung, die neuen Kostenschätzungen. «Wir sind immer noch in der Planungsphase. Es handelt sich also nicht um Kosten, die aus dem Ruder gelaufen wären, sondern wir wissen durch Analysen und weitere Vertiefungen, welche Aufwände anfallen.»
SAP stellte den Bund vor vollendete Tatsachen
Allein in der Bundesverwaltung werden über die IT-Plattform 450'000 Lohnabrechnungen, 1,2 Millionen Zahlungen oder 100'000 Stellebewerbungen abgewickelt. 2016 teilte der deutsche Softwareanbieter SAP dem Bund mit, ab 2025 unterstütze er die bestehende Plattform des Bundes nicht mehr.
Kurz darauf beschloss der Bundesrat weiterhin auf SAP Lösungen zu setzen. Durch diesen Strategieentscheid wurde die Erneuerung nicht mehr als Gesamtprojekt ausgeschrieben.
Strategieentscheid mit Folgen für Schweizer Unternehmen
Für die Schweizer Digitalbranche bleiben damit nur die Zusatzarbeiten am Projekt. Entsprechend zurückhaltend ist das Interesse der Schweizer Firmen am mehr als Millionen Franken teuren Projekt. Jean-Marc Hensch, Geschäftsführer des Wirtschaftsverbands für die digitale Schweiz (SWICO) sagt, von seinen Mitgliedern erfahre er zunehmend, dass sie gar nicht mitarbeiten mögen, «das Problem ist, dass sich der Markt dadurch verengt und der Preis entsprechend höher wird».
Dem Entscheid des Bundesrats, weiterhin auf SAP Lösungen zu setzen, ging eine umfassende Marktanalyse aus. «Die Migration auf SAP ist eindeutig die wirtschaftlichste, risikoärmste und damit beste Lösung für den Bund», rechtfertigt der Delegierte des Bundes für Informatiksteuerung den Beschaffungsprozess.
Angst vor Autonomieverlust in den Departementen
Mit der Gesamterneuerung sollen sämtliche Informatikprozesse der zivilen Bundesverwaltung standardisiert und zentralisiert werden. Die Prozesse sollen dafür zukünftig im Finanzdepartement zusammenlaufen. Dies hat in den anderen Departementen für Verstimmungen gesorgt. Dennoch will der Bund aus Kostengründen am geplanten Kurs festgehalten.
Bundesrat hat das Projekt blockiert
Die stark gestiegenen Kostenschätzungen haben den Bundesrat dazu veranlasst, das Projekt vorläufig zu blockieren. Die IT-Erneuerung läuft über das Finanzdepartement von Ueli Maurer. Von ihm will die Regierung nun weitere Informationen. Langfristig sollen durch die Erneuerung 1000 Stellen beim Bund eingespart werden. Eine Rechnung, die der Bundesrat nun prüft, bevor er grünes Licht für das Monsterprojekt geben will.