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Jobs für Flüchtlinge Algorithmus verteilt neu Asylbewerber auf Kantone

Das Wichtigste in Kürze:

  • Es ist eine Premiere: Das Staatssekretariat für Migration (SEM) setzt auf künstliche Intelligenz.
  • Ein datenbasierter Algorithmus soll dafür sorgen, dass Flüchtlinge schneller einen Job finden.
  • Den Asyl-Algorithmus testet der Bund in einem Pilotprojekt bereits ab September, wie das SEM gegenüber «10vor10» bestätigt.

Heute verteilt der Bund die Asylsuchenden zufällig auf die Kantone. Nur rund 15 Prozent haben im dritten Jahr nach der Ankunft eine Stelle. Im Pilotprojekt werden 1000 Asylsuchende genau jenem Kanton zugeteilt, in dem sie die besten Chancen auf einen Job haben. So sollen markant mehr Arbeit finden als bisher. Daniel Bach, Sprecher des SEM, sagt zu «10vor10»: «Das wäre ein grosser Schritt vorwärts. Wir sind selbst auch gespannt, wie das dann funktioniert.»

Programmiert haben den Algorithmus Forscher der ETH Zürich und der amerikanischen Elite-Universität Stanford. Das Programm basiert auf Big Data: Es lernt zunächst aus den Daten von zehntausenden Personen, die in der Vergangenheit aufgenommen worden sind. Diese scannt es nach den Kriterien Alter, Geschlecht, Nationalität und weiteren Punkten. Und errechnet, welche Personen in welchem Kanton am ehesten Arbeit gefunden haben.

Seine Erkenntnisse wendet der Algorithmus dann auf Neu-Ankömmlinge an – und teilt jede Person genau dem Kanton zu, wo diese am schnellsten eine Stelle findet. Der Algorithmus lernt laufend: So merkt er etwa, wenn sich der Arbeitsmarkt in den Kantonen verändert, und passt sich entsprechend an.

Steigerung der Arbeitsintegration von bis zu 30 Prozent

Die Forscher erwarten einen Anstieg der Erwerbstätigkeit um bis zu 30 Prozent im dritten Aufenthaltsjahr. Ohne zusätzlichen Verwaltungsaufwand – einfach durch maschinelles Lernen. Dominik Hangartner, Professor für Politikanalyse an der ETH Zürich: «Für uns ist es wichtig, dass wir den Algorithmus im Feld testen können. Wir erwarten viele Erkenntnisse, die dann in die Verbesserung des Programms einfliessen.» Neben der Versuchsgruppe gibt es auch eine gleich grosse Kontrollgruppe. Diese wird nach dem bisherigen Zufallsprinzip verteilt.

Für uns ist es wichtig, dass wir den Algorithmus im Feld testen können. Wir erwarten viele Erkenntnisse, die dann in die Verbesserung des Programms einfliessen.
Autor: Dominik Hangartner Professor für Politikanalyse an der ETH Zürich

Für das Projekt werden nur Menschen ausgewählt, die sehr gute Chancen haben, hier zu bleiben. Die Schweiz ist damit das erste Land überhaupt, das einen solchen datenbasierten Flüchtlings-Algorithmus testet. Doch das Programm findet international Anklang: «Das Interesse von diversen Ländern ist sehr gross», so Hangartner.

Ghettoisierung verhindern

Die Asylsuchenden werden heute zufällig, aber gleichmässig nach Herkunftsländern über die Kantone verteilt. Vor allem auch, um eine Ghettobildung zu vermeiden. An diese Vorgabe wird sich auch der Algorithmus halten.

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