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Jugend und Politik Der Staatskunde-Unterricht darbt

  • In der Deutschschweiz gibt es für Mittelschulen kaum Vorgaben zum Staatskunde-Unterricht.
  • Entsprechend unterschiedlich wird das Fach in den Kantonen gehandhabt.
  • Aus einigen Kantonen wird nun mit Nachdruck gefordert, die politische Bildung in den Gymnasien zu stärken.

Die beiden Walliser Gymnasiasten Santiago und Xenia freuen sich darauf, bald an der Urne abstimmen zu dürfen. «Man sollte auf jeden Fall abstimmen gehen – damit es so viele Stimmen gibt, wie möglich», sagt Santiago.

Xenia ergänzt: «Ich werde sicher wählen gehen.» Denn schliesslich solle auch ihre Meinung bei der Entscheidung an der Urne einen Einfluss haben.

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Jeder Lehrer macht’s anders

Allerdings haben beide Gymnasiasten das Gefühl, zu wenig über Politik zu wissen. «Man sollte sich in der Schule viel stärker mit Politik beschäftigen», wünscht sich Santiago. Beide haben seit dem Sommer zwei Lektionen Staatskunde-Unterricht pro Woche. Doch selbst dies ist nicht selbstverständlich.

Im Wallis findet der Staatskunde-Unterricht im Gymnasium innerhalb des Fachs Geschichte statt. Die Lehrer sind dabei sehr frei in Themensetzung und Ausgestaltung des Fachs, wie es bei der Walliser Bildungsdirektion heisst. Das ist nicht nur im Wallis so, sondern in der gesamten Deutschschweiz.

Unklare Definition in den Lehrplänen

Dies habe zur Folge, dass die politische Bildung der Jugendlichen oft zu kurz komme, sagt Isabelle Stadelmann, Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Bern. Der Ball liegt aber nicht nur bei den Lehrpersonen. Der Begriff «politische Bildung» sei in den Lehrplänen sehr unterschiedlich und oft unklar definiert, so Stadelmann.

«Die Übertragung von den Lehrplänen ins Klassenzimmer stellt eine grosse Blackbox dar», ergänzt sie. Was genau gelehrt werde und welche Schülerinnen und Schüler angesprochen würden, sei nicht definiert und damit sehr unklar.

Druck aus Basel und dem Tessin

Hinzu kommt, dass Vorstösse auf nationaler Ebene zu mehr politischer Bildung der Jugendlichen bis jetzt immer wieder versandet sind. Doch aus den Kantonen kommt Druck: In Basel-Stadt fordern die Jungfreisinnigen per Initiative, das Fach Politik einzuführen.

Und im Tessin beschlossen die Stimmbürger vor drei Wochen, dass Staatskunde in Zukunft als eigenes Fach unterrichtet und so die politische Bildung der Jugendlichen gestärkt werden soll. Die Situation könnte sich für die politikinteressierten Gymnasiasten also schon bald verbessern.

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