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Kampf gegen Plastik Start-up macht Strohhalme aus echtem Stroh

Im Kampf gegen zuviel Abfall setzt ein Freiburger Start-up auf Trinkhalme aus Stroh oder aus Früchten.

Kampf dem Einweg-Plastik, das hat sich das junge Freiburger Start-up Okapaï auf die Fahne geschrieben. Entstanden ist die Firma aus einer Diplomarbeit von vier Studierenden der Hochschule für Wirtschaft in Freiburg.

Ihr Ziel sei, den Plastik-Abfall zu reduzieren, sagt Mitgründerin Amélie Maradan: «Wir haben beim Röhrli angefangen, das hat sich angeboten.» Plastik-Trinkhalme seien bereits in mehreren Ländern verboten.

Am Anfang importierten die Studentinnen und Studenten darum Alternativen zum Plastikprodukt: Röhrli aus Bambus-Holz, Metall oder Reismehl. Die Nachfrage nach diesen Produkten war da und so klärten die jungen Leute ab, wie und aus welchen Materialien solche Trinkhalme in der Region produziert werden könnten.

Viel Handarbeit

Entschieden haben sie sich für Stroh, genauer gesagt Roggen-Stroh. Also für das Material, aus dem die Trinkhalme ursprünglich bestanden. «Eigentlich wäre dies mit jedem Getreide möglich gewesen, aber der Roggen ist genug dick und robust für die Röhrli», sagt Maradan. Diese lokalen Strohhalme herzustellen, ist aber sehr aufwändig und benötigt viel Handarbeit.

Die erste Ernte war diesen Sommer reif, als die vier Co-Gründerinnen und Gründer die ersten Roggen-Halme ernten konnten – ohne Maschine.

Von Hand schnitten sie die Halme in 15- bis 20-Zentimeter lange Stücke. Der Durchmesser durfte dabei nicht zu klein sein, die zu dünnen Halme sortierten sie aus. Zum Schluss putzten sie jeden Halm von innen und aussen und fertig waren die ersten Strohhalme aus Stroh.

Die erste Ernte von Okapaï war relativ klein, rund 40'000 Strohhalme. Sie herzustellen gab den vier Gründern jedoch mehrere Wochen Arbeit. Mit dem Resultat ist Amélie Maradan zufrieden.

Die Trinkhalme aus Stroh werden nicht sofort weich wie jene aus Papier.
Autor: Amélie Maradan Mitgründerin Okapaï

Das Röhrli aus Stroh sei sehr robust, was ein grosser Vorteil gegenüber dem Röhrli aus Papier sei: «Jene aus Stroh werden nicht sofort weich, auch bei heissen Getränken nicht», so Maradan. Und sie seien aus der Region.

Nachhaltigkeit kostet

Das hat aber seinen Preis. Hundert Röhrli aus Stroh kosten zehn Franken, das ist das zehnfache von Plastikröhrli. Für Privathaushalte dürfte dies kein grosses Problem sein. Okapaï möchte aber im grossen Stil an Restaurants, Bars und Cafés verkaufen. Dort spielt der Preis schnell eine grössere Rolle. Viele seien sich mittlerweile bewusst, dass nachhaltige Produkte ihren Preis hätten, ist Maradan überzeugt. «Wenn man kein Plastik will und etwas Lokales, muss man mehr bezahlen.»

Einweg-Plastik-Verbot in EU

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Ab 3. Juli 2021 ist es in der ganzen EU verboten, bestimmte Artikel aus Einweg-Plastik zu verkaufen. Zum Beispiel Besteck, Teller, Trinkhalme, Wattestäbchen oder Rührstäbchen für Heissgetränke.

In der Schweiz hat beispielsweise die Stadt Genf ein solches Verbot beschlossen. Zudem verzichten oder reduzieren Detailhändler von sich aus auf Einweg-Plastik. Ein Verbot gibt es nicht. Diskutiert wird derzeit erst ein Verbot von sogenannten oxo-abbaubaren Kunststoffen, die mit chemischen Zusätzen versetzt sind. Sie zersetzen sich damit zwar schneller, verschmutzen aber gleichwohl als Kleinstteile Böden und Gewässer und können so in die Nahrungskette gelangen.

Die ersten Röhrli aus echtem Stroh jedenfalls sind praktisch alle verkauft. Bei der nächsten Ernte im nächsten Jahr plant das Start-up, fünf Millionen Röhrli aus Stroh herzustellen.

Röhrli aus Früchten

Langfristig soll es nicht nur bei den Röhrli aus Stroh bleiben. Okapaï entwickelt ein neues Material aus Früchten, mit dem Röhrli hergestellt werden sollen. Röhrli aus Apfe-Fasern zum Beispiel, die man am Schluss auch essen kann. Auch Algen könnten möglich sein, sagt Maradan.

Wir wollen Alternativen zum Einweg-Plastik anbieten.
Autor: Amélie Maradan Mitgründerin Okapaï

Neben Röhrli will Okapaï aus diesen lokalen und nachhaltigen Produkten auch Becher, Besteck oder Verpackungen herstellen. «Wir wollen verschiedene Alternativen anbieten, um Einweg-Plastik zu ersetzen», sagt Maradan.

Okapaï steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. Derzeit ist dies nicht mehr als eine Nebenbeschäftigung von vier jungen Freiburgerinnen und Freiburgern. Ihr Ziel sei es aber, davon leben zu können.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 23.12.20, 12:03 / 17:30 Uhr ; 

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