Wenn es nach der Tessiner Grossrätin Nadia Ghisolfi geht, müssen Nichtraucher besser geschützt werden. Ihr Vorschlag: Restaurant-Terrassen und Gartenbeizen sollen in einen Raucher- und einen Nichtraucher-Bereich aufgeteilt werden. Raucher dürften zwar weiterhin auf Terrassen rauchen – aber nur an bestimmten Tischen. «Wir wollen die Gesundheit aller schützen, auch die der Angestellten des Restaurants», sagt die CVP-Politikerin gegenüber «10vor10» zur Begründung.
Casimir Platzer, der Präsident des Branchenverbands der Gaststätten Gastrosuisse, hat für den Vorstoss kein Verständnis. Für ihn geht dieser nicht nur zu weit, auch seine Umsetzung sei fraglich. Schliesslich könne Wind auf einer Terrasse den Zigarettenrauch einfach von der Raucher- in die Nichtraucher-Ecke wehen.
Unter freiem Himmel brauche es kein Rauchverbot, findet Platzer. Trotzdem nimmt der Gastrosuisse-Präsident den Vorschlag ernst. Schliesslich käme es oft vor, dass von kantonalen Vorstössen eine Signalwirkung für den Bund ausgehe.
Schweiz schneidet bei Nichtraucher-Schutz schlecht ab
International betrachtet stünde das Tessin mit Ghisolfis Regelung nicht allein da. In manchen Städten in den USA, in Australien oder Kanada ist das Rauchen in Aussenbereichen von Restaurants bereits ganz verboten. Auch öffentliche Parks oder Strände sind vielerorts rauchfrei.
Laut Thomas Beutler von der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention hinkt die Schweiz international betrachtet beim Schutz vor Passivrauchen hinterher. Den Tessiner Vorstoss heisst Beutler daher gut.
«Wir wissen, dass es Gruppen gibt wie Schwangere, Kinder, Menschen mit Atemkrankheiten wie COPD oder Asthma, die speziell betroffen sind, wenn geraucht wird. Diesen kann man den Aufenthalt auf einer Terrasse angenehmer gestalten», so Beutler.
Gastronom beklagt Überregulierung
Bei Gastronom Michel Péclard kommt der Tessiner Vorstoss hingegen nicht gut an. Schon jetzt nehme die Regulierung im Gastronomie-Bereich überhand. Wenn sich ein Gast durch Rauch belästigt fühle, könne man das einfach ohne neue Gesetze lösen. «Dann geht der Kellner hin und sagt: Vielleicht gibt es dort hinten noch einen Tisch, gehen Sie doch dorthin und rauchen dort», so Péclard.
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