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Lagerhäuser von Onlineshops Shoppen ja – Warenlager will aber niemand vor der Haustüre

Der Onlinehändler Digitec Galaxus möchte in Utzenstorf BE ein Logistikzentrum bauen – stösst dabei aber auf Widerstand.

Menschen lieben Onlineshopping – während Corona mehr als je zuvor. 1.826 Milliarden Franken Umsatz machte beispielsweise alleine Digitec Galaxus, einer der führenden Schweizer Onlinehändler, laut eigenen Angaben im Jahr 2020. Fast 60 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Irgendwo werden diese Artikel, die man im Internet per Mausklick bestellen kann, gelagert. Nach der Bestellung werden sie von dort aus verschickt, mit Lastwagen durch die Schweiz transportiert und mit der Post vor der eigenen Haustür deponiert. Werden viele Waren verschickt, braucht es grosse Lagerhäuser. Hier beginnt das Problem.

Geplantes Zentrum in Utzenstorf

Das Areal in Utzenstorf umfasst 320'000 Quadratmeter, es ist so gross wie rund 45 Fussballfelder. Bis vor etwas mehr als drei Jahren wurde dort Papier produziert, dann machte diese Firma dicht. Die Migros Aare kaufte das Grundstück und plant jetzt auf einem Teil des Areals für ihre Tochterfirma, den Onlinehändler Digitec Galaxus, ein Logistikzentrum.

Geplantes Logistikzentrum in Utzenstorf.
Legende: Das neue Logistikzentrum in Utzenstorf als Grafik. Rund 450 Arbeitsplätze würden durch das Zentrum geschaffen. ZVG/Migros

«Ein Warenlager für kleine und mittelgrosse Produkte soll in Utzenstorf entstehen», sagt Alex Hämmerli, Sprecher von Digitec Galaxus. Laut dem Baugesuch will die Firma 980 Fahrten pro Tag durchführen. Gleich nebenan will die Post laut eigenen Angaben ein Sortierzentrum errichten – das Baugesuch werde nächstens eingereicht, sagt die Post auf Anfrage von Radio SRF.

Diese Pläne passen vielen Menschen in der Region nicht – zum Beispiel dem Verein «Megagas».

Wer steckt hinter «Megagas»?

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Der Verein formierte sich 2006. Damals war auf dem Gelände der Papierfabrik Utzenstorf ein Gaskraftwerk geplant, rund 400 Personen wehrten sich dagegen. Das Projekt der BKW verschwand in der Schublade.

Gegen die alte Papierfabrik habe man nichts gehabt, sagt der Präsident von Megagas, Markus Schütte. Die Fabrik sei nah am Bahnhof und nah am Wasser gebaut gewesen – sinnvoll für eine Fabrik mit 200 Mitarbeitenden, die Papier herstellt. Für ein Logistikzentrum sei der Standort aber nicht geeignet. «Die Verkehrserschliessung ist damit bereits am Anschlag. Aber es gibt noch drei weitere Baufelder auf dem Areal», so Schütte.

Mehr Verkehr

Auch zwei Gemeinden leisten Widerstand gegen das geplante Logistikzentrum: Die angrenzenden Gemeinden Wiler und Gerlafingen (SO). Um die Waren in der Schweiz zu verteilen, müssen die Lastwagen auf die Autobahn. Und dafür müssen sie zuerst durch die beiden Dörfer fahren.

«Schon heute gibt es viele Auto- und Lastwagenfahrer, die sich nicht an die Regeln halten», sagt Corinne Schwarzwald, Mutter zweier kleiner Kinder. Sie wohnt in Wiler. «Mit dem Mehrverkehr, den wir erwarten, haben wir noch mehr Angst, unsere Kinder alleine in die Schule gehen zu lassen.»

Die Migros argumentiert dagegen: Man würde zum Beispiel Lärmschutzmassnahmen ergreifen, damit die lokale Bevölkerung möglichst wenig vom Verkehr mitbekommt, sagt Andrea Bauer, Sprecherin der Migros Aare. Zusätzliche Fussgängerstreifen wären auch eine Idee.

«Ein Projekt in dieser Dimension ist nicht überall umsetzbar», so Bauer, deshalb wolle man das Areal in Utzenstorf nutzen und sucht nicht nach einem anderen Areal, das näher an der Autobahn wäre.

Kein Entscheid in Sicht

Insgesamt gingen 60 Einsprachen gegen das Projekt ein. Aktuell ist das Baugesuch der Migros hängig, bestätigt das Regierungsstatthalteramt auf Anfrage von Radio SRF. Bis Ende März habe man eigentlich über das Gesuch beschliessen wollen. Doch wegen des Widerstandes verzögert sich der Entscheid.

Der Kanton Bern hätte gerne, dass es schnell geht, er stuft das Projekt als prioritär ein. «Die ehemalige Papierfabrik ist eines der wenigen Areale, auf dem man Industrieentwicklung betreiben kann», sagt Sebastian Friess von der Standortförderung. Auch, weil so rund 450 neue Arbeitsplätze geschaffen würden.

Ein anderes Grossprojekt auf der Kippe

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In Roggwil möchte der Detailhändler Lidl gerne ein Verteilzentrum errichten. 250 Arbeitsplätze würden geschaffen. Sowohl der Autobahnanschluss in Rothrist als auch jener in Reiden aber sind mehr als 10 Kilometer entfernt, und die Erschliessung führt durch Dörfer. Ein Verkehrsgutachten kommt zum Schluss, dass wegen des Verteilzentrums pro Tag rund 700 Lastwagenfahrten anfallen würden. Die umliegenden Gemeinden wehren sich deshalb gegen die Pläne auf dem Industrieareal.

Für Sprecherin Corina Milz hätte der Standort Roggwil viele Vorteile: «Unter dem Strich könnten wir Emissionen verringern, da wir das Verteilzentrum näher bei den Filialen hätten.»

Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen. Die umliegenden Gemeinden haben gegen die Zonenplanänderung eine Einsprache gemacht. Und die Bevölkerung kann im Sommer darüber abstimmen.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 01.04.21, 06:32/17:30 Uhr

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