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Lawinengefahr bannen «Sehr viel Schnee wird vorerst oben bleiben»

Zermatt ist derzeit nur mit dem Helikopter erreichbar. Die Verantwortlichen sind daran, an neuralgischen Stellen Lawinen zu sprengen, damit die Verkehrswege bald wieder freigegeben werden können. Wie das geht, schildert Bruno Jelk, Verantwortlicher für Lawinensicherheit im Mattertal.

SRF News: Wie präsentiert sich die Situation am Dienstagvormittag im Mattertal?

Bruno Jelk: Die Lage hat sich verbessert. Seit etwa 3 Uhr ist der Himmel klar, die Temperatur ist unter Null Grad gesunken. Damit hat sich die Schneeschicht in den weniger hohen Lagen stabilisiert. Derzeit sind wir daran, an etwa 50 neuralgischen Stellen mittels Sprengungen Lawinen herunterzuholen. Danach entscheiden wir, ob die Bahn- und Strassenunterhalts-Angestellten mit der Räumung des Schnees beginnen können.

Wie muss man sich den Ablauf der Lawinensprengungen vorstellen?

Es gibt zwei Systeme: Das eine besteht aus am Berg fix installierten Sprengmasten. Dort können Sprengungen von Lawinen auch bei schlechtem Wetter und aus der Ferne ausgelöst werden. Das wurde bereits gemacht. Viele andere heikle Stellen erreichen wir aber nur mit dem Helikopter – und dazu brauchen wir gutes Wetter. Das ist heute Morgen der Fall.

Pro Explosion kommen 5 Kilogramm Sprengstoff zum Einsatz.

Für eine Lawinensprengung fliegt der Helikopter über die Abwurfstelle, dort wird die Sprengladung von 5 Kilogramm abgeworfen. Die Explosion soll eine Lawine auslösen, danach sollte im Idealfall vom betreffenden Hang keine Lawinengefahr mehr ausgehen.

Hört man also den ganzen Tag Explosionen im Mattertal?

Ja. Wir selber sprengen die Lawinen, damit die Bahn wieder fahren und die Strasse zwischen Stalden und Zermatt wieder geöffnet werden kann. Die Bergbahnen ihrerseits sprengen im Skigebiet jene Hänge, welche die Skipisten gefährden.

Kann man jetzt allen Schnee herunterholen, der sonst unkontrolliert als Lawine herunterkommen könnte?

Nein, das ist unmöglich. Auf 3000 Meter hat es inzwischen drei Meter Schnee. Dieser ist verfestigt. Wir können jetzt nur den Schnee an den besonders gefährlichen und steilen Stellen herunterholen. Sehr viel Schnee wird vorerst oben bleiben. Er wird wohl erst im Frühling zum Problem, wenn es warm wird.

Wir müssen die ganze Situation bis in den Frühling hinein genau beobachten.

Wir werden die Bahnlinie und die Strasse an gewissen Nachmittagen immer wieder schliessen müssen – weil Lawinen herunterkommen könnten. Das heisst, wir werden die ganze Situation laufend im Auge behalten und rechtzeitig reagieren müssen.

Wie aussergewöhnlich ist die Situation im Mattertal zurzeit?

Für die vergangenen Jahre schon eher aussergewöhnlich. Letztmals hatten wir 1999 eine ähnliche Situation, allerdings hatte es damals etwas weniger Schnee.

Das Gespräch führte Silvia Graber.

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