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Lehrmittel in der Kritik Schlechte Noten für «Mille feuilles»

Baselland hat das Lehrmittel «Mille feuilles» aus dem Klassenzimmer verbannt. Jetzt will der Kanton Bern nachziehen.

Im Kanton Baselland sollen Schulen künftig aus einer Liste möglicher Lehrmittel auswählen können, mit welchem sie unterrichten. So haben die Stimmberechtigten am Sonntag entschieden. Lehrmittelfreiheit heisst das. Genau das wünschen sich auch die Kritiker des Lehrmittels in anderen Kantonen – zum Beispiel im Kanton Bern.

«Es ist ein Flickwerk, ich halte das Lehrmittel für gescheitert», erklärt etwa SVP-Grossrat Samuel Krähenbühl gegenüber «Schweiz aktuell». Gemeinsam mit anderen bürgerlichen Politikern reicht er heute eine dringliche Motion im Berner Grossen Rat ein. Die Forderung: Lehrmittelfreiheit.

Auch Lehrer wehren sich

Widerstand gegen das Lehrmittel kommt im Moment vor allem aus bürgerlichen Reihen, bei den Grünen und der SP scheint die Meinungsbildung noch im Gange.

Auch Lehrerinnen und Lehrer wehren sich gegen das Lehrmittel. Sie haben einen offenen Brief an die Erziehungsdirektionen der sechs betroffenen Kantone geschrieben. Auch ihre Forderung: Lehrmittelfreiheit.

Umstrittenes Konzept «Sprachbad»

Kritisiert werden die Didaktik und die fehlende Struktur des Lehrmittels. Es verspricht ein Sprachbad, die Kinder sollen eintauchen in die Sprache und spielerisch lernen. Stures «Wörtli-Lernen» und Grammatik-Pauken gehört der Vergangenheit an.

«Ein Sprachbad mit drei Lektionen pro Woche, das bringt gar nichts, das ist kein Sprachbad», erklärt Alain Pichard. Der Lehrer aus Biel ist der Wortführer der kritischen Lehrerinnen und Lehrer.

Passepartout-Kantone

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Insgesamt sechs Kantone haben sich zusammengeschlossen und für das Frühfranzösisch ein eigenes Lehrmittel entwickelt. «Mille feuilles» für die Kleinen ab der 3. Klasse, «Clin d’oeil» für die Grossen ab der 7. Klasse. Es sind Baselstadt, Baselland, Bern, Solothurn, Wallis und Freiburg. Alle diese Kantone setzen auf Frühfranzösisch.

Studie gibt Lehrmittel schlechte Noten

Zudem erhält das Lehrmittel schlechte Noten von der Universität Freiburg. Das Institut für Zweisprachigkeit hat eine Studie durchgeführt, auf Wunsch der Passepartout-Kantone. Die Studie kommt zu folgendem Schluss: «Ein beachtlicher Teil der Schülerinnen und Schüler erreicht am Ende der Primarstufe auch ein elementares Niveau (A1.2) bei den Sprachkompetenzen nicht.»

Diese Resultate und die Kritik aus Schulstuben und Rathaus hat man in der Berner Erziehungsdirektion auch vernommen. «Wir nehmen diese Kritik sehr ernst», sagt die grüne Erziehungsdirektorin Christine Häsler. «Wir müssen genauer hinschauen und wir sind dabei, jetzt eine Arbeitsgruppe zu bilden, um das Thema vertiefter anzuschauen.» Sie könnte sich auch vorstellen, dass eine Lehrmittelfreiheit eine Option sein könnte.

Volksinitiative als letzte Möglichkeit

Die kritischen Berner Politiker versuchen sich nun, mit Politikern aus anderen Kantonen zu vernetzen. Und: via Schulgesetz-Reform wollen sie die Lehrmittelfreiheit im kantonalen Gesetz verankern. «Sollte dies nicht gelingen, können wir uns durchaus vorstellen, eine Volksinitiative zu lancieren», erklärt SVP-Politiker Krähenbühl.

Auf jeden Fall erhoffen sich die Berner Politikerinnen und Politiker Schwung von dem Entscheid in Baselland.

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