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Liebesbetrug im Internet «Ausgepresst wie eine Zitrone»

Fälle von Liebesbetrug im Internet häufen sich, die Schadenssumme ist gross. Nun startet eine Präventionskampagne.

Marie ist eine fiktive Person in einem Kurzvideo, mit dem die Polizei neuerdings vor Liebesbetrügern im Internet warnt. Marie geht mit Frank eine intensive Beziehung im Internet ein. Er meldet sich, ist nett, einfühlsam.

Bald gibt es Pläne, dass Frank in die Schweiz ziehen soll. Doch immer kommt etwas dazwischen. Plötzlich braucht er Geld – Marie bezahlt. Frank braucht wieder Geld, Marie bezahlt. Als sie nicht mehr bezahlt, verschwindet Frank.

So wie Marie geht es Hunderten von Menschen in der Schweiz. Frauen, Männer jeglichen Alters. Sie sind nicht zwingend auf einer Partnersuch-Plattform. Täter schreiben sie auch über Facebook, Linkedin und so weiter an. Romance Scam nennt sich das Phänomen.

10 Fälle pro Monat im Kanton Zürich

Aus diesem Grund haben die kantonalen und städtischen Polizeicorps und die Schweizerische Kriminalprävention nun eine Präventionskampagne lanciert.

Verbindliche Zahlen über die Opfer existieren nicht. Daniel Nussbaumer, Chef der Abteilung Cyberkriminalität im Kanton Zürich, kann sie aber für seinen Kanton nennen: «Hier hatten wir in den letzten sieben Monaten rund 70 Fälle, also 10 Fälle pro Monat, mit einer Deliktsumme von insgesamt über vier Millionen Franken.»

Im Kanton Bern waren es 2018 60, im Aargau 30 Fälle. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Fälle in den drei Kantonen mit den meisten Einwohnern praktisch verdoppelt. Und es dürften noch mehr sein.

Grosse psychische Belastung

Viele Menschen verzichteten auf eine Anzeige, da sie sich schämten, so Nussbaumer. Oft meldeten sich Familienangehörige. Dann müssten die Spezialisten der Polizei der betroffenen Person zuerst klar machen, dass sie Opfer geworden ist. «Das geht so weit, dass man mit dem Opfer Schuldenberatung machen oder in eine Selbsthilfeorganisation gehen muss.» Die Leute würden nicht nur Geld, sondern auch ihre grosse Liebe verlieren, was eine grosse psychische Belastung darstelle.

Gebrochenes Herz und geplündertes Konto: Chantal Billaud, Geschäftsleiterin der Schweizerischen Kriminalprävention sagt, dass die Betroffenen wie Zitronen ausgepresst werden: «Es gibt Fälle von Leuten mit finanziellen Ressourcen, wo das ganze Familienvermögen und die Erbschaft ausgegeben und sogar Kleinkredite aufgenommen wurden.» Das könne in die Hundertausende von Franken gehen.

Nie, nie, nie Geld zahlen für etwas, was man noch nicht hat, sei es nun ein Auto, eine Ferienwohnung oder der Traumprinz.
Autor: Chantal Billaud Geschäftsleiterin Schweizerische Kriminalprävention

Die Polizei will die Bevölkerung informieren und warnen. Denn an die Täter komme man praktisch nicht ran. «Die Leute sitzen in Ländern, wo die Rechtshilfe und die Strafverfolgung nicht funktionieren. Teilweise kann man sogar die elektronischen Spuren kaum nachverfolgen», so Billaud.

Flugtickets, Identitätskarten, die dem Liebesopfer im Internet präsentiert werden, können ebenso gefälscht sein wie Name und Foto der vermeintlich grossen Liebe.

Es gebe einige Tipps, um Betrügerinnen und Betrüger im Netz zu erkennen, sagt Billaud. Einer der wichtigsten sei: «Nie, nie, nie Geld zahlen für etwas, was man noch nicht hat, sei es nun ein Auto, eine Ferienwohnung oder der Traumprinz.»

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