Für die Auslosung waren rund 30 Klimaaktivistinnen und -aktivisten in einem Saal in Lausanne versammelt. Die Handvoll anwesenden Journalisten wurden als erstes an ein Papier erinnert, das sie vorgängig unterschreiben mussten: Sie verpflichteten sich, die Identität der ausgelosten Person nicht zu verraten – mit Ausnahme des Vornamens.
«Juliette» ist nur eine von sieben
Diese Auflage sei nur auf den ersten Blick seltsam, betonte einer der Aktivsten. Die Botschaft dahinter laute: Wir sind keine Einzelpersonen, sondern eine Bewegung. Ein Name werde nur ausgelost, weil dies nötig sei, um überhaupt eine Kandidatur einreichen zu können
So landeten sieben zusammengefaltete Zettel mit sieben verschiedenen Namen in einem Topf. Mehr Kandidatinnen und Kandidaten stellten sich nicht zur Verfügung. Viele seien aus dem Rennen gefallen, da sie gewisse Kriterien nicht erfüllten, sagten die Jugendlichen. Dazu gehören offizielle, wie 18 Jahre alt zu sein oder im Kanton Waadt zu wohnen, aber auch selbst auferlegte, wie keiner Partei anzugehören.
Ein Kind spielte schliesslich Glücksfee und zog den Namen «Juliette». Sie ist nun die offizielle Kandidatin für den Regierungsratssitz im Kanton Waadt. Mehr als den Namen weiss man jedoch nicht, sogar ob die ausgeloste «Juliette» überhaupt im Saal anwesend war, blieb offen – Interviews waren demnach keine möglich.
Das Stimmvolk soll Ideen und nicht eine Person wählen.
Überhaupt, wer den Medien Auskunft gibt, bestimmten die Jugendlichen selber. Sie sprachen sich ab, wer wem Rede und Antwort stand – selbstverständlich auch anonym, aber im Namen des Klimakollektivs, wie der Interviewpartner gegenüber SRF News erklärte: «Wir wollen keine personalisierte, sondern eine kollektive Kampagne führen. Das Stimmvolk soll Ideen und nicht eine Person wählen.»
Kein Name – kein Programm
Nur: Die Klimaaktivisten haben nicht nur keine Namen, sondern auch keine konkreten Ideen. Ein eigentliches politisches Programm fehlt. Ihr Name sei Programm genug, erklärten sie am Los-Anlass: Klimastreik. Inhaltlich sind es vor allem symbolische Forderungen, wie den Klimanotstand auszurufen, und weniger Lösungen.
Chancen haben die Jugendlichen mit ihrer Kandidatur für einen Regierungsratssitz nicht. Kronfavoritin für die Nachfolge von Jacqueline de Quattro ist ihre FDP-Parteikollegin Christelle Luisier. Sämtliche etablierten Parteien haben auf eine Kandidatur verzichtet.
Ersatzwohl kostet eine halbe Million Franken
Da es noch weitere wilde Kandidaten gibt, ist die Klimastreik-Bewegung nicht allein dafür verantwortlich, dass es keine stille Wahl gibt, die den Kanton nichts gekostet hätte. Geschätzt rund eine halbe Million Franken kostet nun die Ersatzwahl.
Das sei gut investiertes Geld, fand der Sprecher der Jugendlichen – und eigentlich sogar noch wenig, um die Klimafrage auf den Tisch zu bringen. Mit ihrer Kandidatur will die Jugend-Bewegung also vor allem Aufmerksamkeit – zumindest das haben sie erreicht.