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Volle Stadien sind bald wieder möglich
Aus 10 vor 10 vom 24.06.2021.
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Menschenmassen und Corona Wie riskant sind volle Fussballstadien?

Volle Stadien und Grossanlässe – schon ab morgen ist das auch in der Schweiz wieder möglich. Dies trotz ansteckenden Virusvarianten. Kommt das «Ja» zu dicht gedrängten Menschenmassen also zu früh? Fachleute sind sich uneinig.

Im Fussballstadion auf engstem Raum fiebern im Moment Fans aus ganz Europa an der Fussball-Europameisterschaft mit ihren Mannschaften mit. So zum Beispiel in Ungarns Hauptstadt Budapest oder schon bald auch in London. Als hätte es nie eine Corona-Pandemie gegeben, finden die Finalspiele der Europameisterschaft vor rund 60'000 Zuschauenden statt.

Viele Corona-Ansteckungen nach Spiel in Sankt Petersburg

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Fast 100 infizierte Finnen nach der Rückkehr aus St. Petersburg, Massentests in Dänemark wegen eines Infektionsortes im Stadion: Bei der EM-Party feiert das Coronavirus fleissig mit. Experten befürchten es seit Längerem: Das paneuropäische Turnier könnte sich als Superspreader-Event erweisen.

Entsprechend gross ist die Nervosität mit Blick auf ein fast volles Londoner Wembley-Stadion: «Das ist ein Brandbeschleuniger für die Delta-Variante, die uns derzeit diese grossen Probleme macht», sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach in der ZDF-Talkshow «Maybrit Illner». Lauterbach hält es «weder epidemiologisch noch symbolisch» für eine kluge Entscheidung, dass die Uefa «an dem Ort, an dem derzeit die gefährlichste Variante mit der höchsten Inzidenz in ganz Europa vorherrscht», Spiele vor 60’000 Fussballfans durchführen will.

Daniel Koch, der ehemalige «Mister Corona» war es, der die Uefa dabei beraten hat, sich gegen strenge Massnahmen und für volle Stadien zu entscheiden. Ist das nicht verantwortungslos? Nein, meint Koch, denn: «In den Stadien herrscht das gleiche Regime wie schon bald auch in der Schweiz.

Einzelne Ansteckungen wird es wohl schon geben. Aber dass daraus grössere Ansteckungsherde entstehen, halte ich für unwahrscheinlich
Autor: Daniel Koch

Die Leute sind geimpft oder getestet und die Personenanzahl ist beschränkt. Einzelne Ansteckungen wird es wohl schon geben. Aber dass daraus grössere Ansteckungsherde entstehen, halte ich für unwahrscheinlich.»

Ob in Ungarn, Grossbritannien oder in der Schweiz: Die sogenannte Herdenimmunität ist nirgendwo erreicht. Und in wenigen Tagen schon beginnt mit den Sommerferien die grösste Reisezeit des Jahres. Fachleute wie Esther Künzli, Epidemiologin am Institut für öffentliche Gesundheit in Basel, schätzen das Risiko der vollen Stadien darum offenbar höher ein als Daniel Koch. «Ein grosser Teil der Bevölkerung ist bei uns nicht geimpft, das wird auch nach den Sommerferien noch so sein. Es besteht also eine Wahrscheinlichkeit, dass die Fallzahlen wieder ansteigen.»

Viele Fans im Stadion mit Maske
Legende: Wieder dicht gedrängt im Fussballstadion: Der Bund hat beschlossen, auch in der Schweiz Grossveranstaltungen mit mehreren tausend Zuschauenden wieder zuzulassen. Keystone

Damit könnte das gleiche Szenario eintreten wie im letzten Jahr. Kaum beginnen die Meisterschaften – müssen Bund und Kantone schon wieder den nächsten Lockdown verfügen. Dies dürfe auf keinen Fall ein zweites Mal passieren, sagt Lukas Engelberger, Direktor der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz, an einer Medienkonferenz des BAG. «Wir haben jetzt die Chance, die Weichen dieses Jahr besser zu stellen. Zwei Dinge sind anders als 2020: Wir verfügen über eine Impfung und wir verfügen über ein viel besseres System in Bezug auf Schutzmassnahmen und Monitoring.»

Steigende Fallzahlen trotz Impfung

Fussballspiele vor vollen Rängen sind also wieder möglich. Und dies, obwohl sich die negativen Meldungen über die Delta-Variante häufen, die weitaus ansteckender sein soll. Für Gesundheitsminister Alain Berset ist klar: «Die Delta-Variante wird bei uns auch irgendwann dominieren oder sogar 100 Prozent betragen. Die Frage ist nur, wann». Die Delta-Variante ist es denn auch, die in anderen Ländern für steigende Fallzahlen sorgt – trotz Impfung. Dies sei zum Beispiel in Grossbritannien der Fall, sagt die Epidemiologin Esther Künzli. «Allerdings treten die Fälle in den Bevölkerungskreisen auf, die nicht oder erst einmal geimpft wurden.»

«Alpha, Beta, Gamma»: Die wichtigsten Coronavirus-Varianten

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Die WHO hat die Namensgebung der Coronavirus-Varianten angepasst. Die griechischen Buchstaben dienen der Vereinfachung und um rassistische Ressentiments zu vermeiden. SRF teilt die Meinung, dass kein Land für die Entdeckung und die Meldung von Varianten stigmatisiert werden soll und übernimmt diese Namensempfehlung.

WHO-Name

wissen-schaftlich

erstmals aufgetaucht

Alpha

B.1.1.7

Vereinigtes Königreich,
September 2020

Beta

B.1.351

Südafrika,
Mai 2020

Gamma

P.1

Brasilien,
November 2020

Delta

B.1.617.2

Indien,
Oktober 2020

Omikron

B.1.1.529

Verschiedene Länder,
November 2021

Links:

Das heisst konkret: Die Delta-Variante ist auch für jüngere Menschen offenbar sehr ansteckend. Und es sind insbesondere diese jüngeren Menschen, die gerne Sportveranstaltungen in vollen Stadien besuchen.

Man muss diese Zeit ausnützen, und sich gleichzeitig vorbereiten auf den Herbst und Winter.
Autor: Daniel Koch

Trotzdem sieht Daniel Koch keine unverhältnismässigen Risiken und verweist auf die Saison: «Das Virus ist wie die anderen Viren saisonal, auf den Sommer hin werden die Ansteckungen in ganz Europa geringer sein. Darum muss man diese Zeit ausnützen, und sich gleichzeitig vorbereiten auf den Herbst und Winter. Wie es dann aussieht, wissen wir nicht. Aber die Voraussetzungen sind schon viel besser als vor einem Jahr.»

10 vor 10; 4.6.21; 21:50 Uhr

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