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Mentaltraining im Spitzensport Sie bringt Marco Odermatts Unterbewusstsein in Topform

Glaubt der Skistar nicht mehr an den Sieg, ist Monika Wicki gefragt. Die Mentaltrainerin baut auf eigene Erfahrungen.

Beim Saisonauftakt in Sölden war Marco Odermatt wieder einmal der Schnellste. 46 Siege verbucht er inzwischen im Weltcup. «Vor ein paar Wochen dachte ich noch, dass ich auf jeden Fall verlieren werde», sagte er im Fernsehinterview nach dem gewonnenen Riesenslalom.

Ich versuche wieder, der Beste zu sein.
Autor: Marco Odermatt Skirennfahrer

Anschliessend schickte er Grüsse an seine Mentaltrainerin Monika Wicki. Dank ihr habe er seine Einstellung ändern können. «Jetzt will ich hier bleiben und versuche, der Beste zu sein.»

Frau sitzt lächelnd an einem Tisch vor einem Fenster.
Legende: Monika Wicki in ihrem Behandlungszimmer in Hergiswil NW. Neben Leistungssportlern betreut sie auch Geschäftsleute oder Berufsmusikerinnen. SRF/PRIMUS ETTLIN

Als 16-Jähriger sei Marco Odermatt zum ersten Mal zu ihr gekommen. «Nicht wegen eines spezifischen Problems. Er wollte sich weiterentwickeln.» Jetzt, zwölf Jahre später, profitiere der Nidwaldner Skirennfahrer davon. «Er lernte früh, welche Techniken es für mentale Stärke gibt», sagt Monika Wicki.

Neue Sätze müssen in den Kopf

Wie also hat sie es geschafft, dass Marco Odermatt wieder ans Siegen glaubte? «Es geht darum, einen negativen Satz in etwas Positives zu verwandeln», so die Mentaltrainerin. Das Wort «verlieren» musste verschwinden. «Dafür muss ein neuer, positiver Satz in den Kopf.»

Skifahrer in rotem Anzug beim Slalomrennen.
Legende: Marco Odermatt beim Weltcup-Finale in Sun Valley (USA) im März 2025. Auch hier stand er zuoberst auf dem Podest. Keystone/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Dieser Gedanke, dass ein Sieg möglich ist, müsse sich dann festsetzen. «Erst wenn der Satz tief verankert ist, kommt er im richtigen Moment wieder hervor.» Sprich: im Starthaus vor der Abfahrt. Dann gelinge es, die mögliche sportliche Leistung auf der Strecke auch abzurufen.

Mentales Training ist wie Konditionstraining.
Autor: Monika Wicki Mentaltrainerin, ehemalige Skirennfahrerin

Das mentale Training bedeute Arbeit, betont Wicki. «Es wird genauso trainiert wie auf den Ski oder im Kraftraum. Es braucht Wille und Einsatz vom Athleten oder der Athletin – davon ist der Erfolg abhängig.»

Fast alle zweifeln

Der mentale Bereich habe in den letzten Jahren an Wichtigkeit gewonnen. Das Beispiel von Marco Odermatt mache deutlich: «Auch jemand, der sehr erfolgreich unterwegs ist, hat Zweifel.» Neben dem hohen Erwartungsdruck spiele dabei auch das Training auf den Ski eine Rolle.

Immer auf die Fehler zu achten, tut nicht gut.
Autor: Monika Wicki Mentaltrainerin, ehemalige Skirennfahrerin

«Es geht ständig darum, sich zu verbessern», beobachtet die Mentaltrainerin. Dadurch liege der Fokus stark auf den Fehlern. «Das tut nicht gut.» Es werde zu wenig erwähnt, was gut läuft.

Im Mentaltraining arbeite sie mit den Athletinnen und Athleten daran, realistische Ziele zu definieren. «Wenn sie eines erreichen, ist das ein Erfolgserlebnis.» Manche müssten lernen, genügend Zeit für die Erholung einzuplanen. Mit anderen visualisiere sie ganze Abfahrten. «Dann gehen wir ein optimales Rennen im Kopf durch.»

«Schladming war ein Schlüsselerlebnis»

Was Monika Wicki mit den Athletinnen und Athleten durchgeht, kennt sie aus eigener Erfahrung. In den 80er-Jahren fuhr sie selbst sechsmal im Weltcup, damals noch unter ihrem ledigen Namen Monika Hess. Mental sei sie dafür nicht bereit gewesen.

Skifahrer in Aktion im Schnee, Porträt im Hintergrund.
Legende: Autogrammkarte von Monika Hess aus den 80er-Jahren. Die Cousine von Erika Hess fuhr auch im Weltcup. ZVG

«Ich ging mit 17 an die erste Weltmeisterschaft und war völlig überfordert», sagt sie rückblickend. Beim Riesenslalom im österreichischen Schladming 1982 lag sie nach dem ersten Lauf auf Platz zwei. Die Chance aufs Podest vergab sie. Im zweiten Lauf schied Monika Wicki aus.

Ich fürchtete mich vor einem Podestplatz.
Autor: Monika Wicki Mentaltrainerin, ehemalige Spitzensportlerin

«Ich verlor den Fokus», erklärt sie sich das Ausscheiden. Sie habe sich davor gefürchtet, was bei einem Podestplatz passieren würde. «Es waren so viele Menschen da. Dass ich im Mittelpunkt stehen würde, machte mir Angst.»

Diese Erfahrung sei ein Schlüsselerlebnis gewesen und ein Grund dafür, warum sie nach ihrer Zeit im Spitzensport eine Ausbildung zur Mentaltrainerin machte.

Regionaljournal Zentralschweiz, 30.10.2025, 17:30 Uhr ; 

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