Die Schweiz: Ein Land von regelrechten Arbeitstieren. Betrachtet man die tatsächliche wöchentliche Arbeitszeit im internationalen Vergleich sind wir gar Spitzenreiter. Mit einer Arbeitsstundenwoche von 42.5 liegt die Schweiz zusammen mit Island ganz vorne. In der Land- und Forstwirtschaft, im Gastgewerbe und in der Versicherungsbranche leisteten wir im vergangenen Jahr am meisten Arbeitsstunden.
Arbeitsökonom Josef Zweimüller ist nicht überrascht: «Das bezieht sich auf Personen, die Vollzeit beschäftigt sind, also ein 100-Prozent-Pensum haben. In der Schweiz ist die Regel-Arbeitszeit 42 Stunden und damit höher als in anderen Ländern».
Ein Land von Teilzeit-Mitarbeitern
Doch genau hier liegt der Haken. Fasst man alle Erwerbstätigen – also auch die Teilzeit-Mitarbeiter – zusammen, liegt die Wochenarbeitszeit nur noch bei 35.8 Stunden. Die Schweiz fällt dann zurück auf Platz 23 aller EU- und EFTA Staaten. Der Grund ist naheliegend. Nahezu 20 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten in der Schweiz Teilzeit. Damit sinkt der Durchschnitt der geleisteten Stunden im internationalen Vergleich.
Dass in der Schweiz sehr viele Menschen Teilzeit arbeiten, habe auch mit dem Wohlstand zu tun, sagt der Experte.
«Ein höherer Wohlstand ist nicht nur durch höheres Einkommen garantiert, sondern auch durch mehr Freizeit. Empirische Studien zeigen, wenn das Einkommen steigt, wird das Arbeitsangebot reduziert.»
Lebensqualität steigt
Der Arbeitsökonom sieht darin auch ein Grund für die hohe Anzahl der Teilzeitbeschäftigten in der Schweiz. «Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen sich auch um die Familie und die Kinder kümmern, flexibel in Rente gehen oder als Student nebenbei noch arbeiten». Ausserdem führe mehr Freizeit und flexible Planung auch zu höherer Lebensqualität. Und das nützt auch der Wirtschaft wieder, trotz hinteren Plätzen auf der Rangliste.