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Nach Nein zu Energievorlagen Ein Kompass soll dem Aargau den Weg zum Klimaschutz weisen

Im Kanton Aargau hat es die Energiewende besonders schwer. Wie weiter nach den abgelehnten Abstimmungsvorlagen?

Der Kanton Aargau ist einer der grössten Stromlieferanten der Schweiz. Im Kanton stehen drei von vier Schweizer Atomkraftwerken, Beznau 1 und 2 sowie Leibstadt. Die Flüsse Aare, Reuss und Limmat produzieren zudem Strom in den Aargauer Wasserkraftwerken. Jede vierte Kilowattstunde Schweizer Strom wird im Aargau produziert.

Ein richtiger Energiekanton also. Und wohl auch deshalb einer, in dem es Klimaschutzgesetze schwer haben. Alle Energievorlagen fielen im Aargau in der letzten Zeit durch. Die kantonale Stimmbevölkerung lehnte die Energiestrategie des Bundes ab. National wurde sie aber angenommen, weshalb der Kanton Aargau trotzdem ein Energiegesetz ausarbeiten musste. Doch auch dieses wurde vom Stimmvolk verworfen. Danach hoffte die Aargauer Regierung auf das neue Co2-Gesetz des Bundes. Doch es wurde national abgelehnt.

Ausweg aus dem Scherbenhaufen

Was nun? Wie soll der Aargau die Klimaziele des Bundes (Die Schweiz soll bis 2050 keine Treibhausgase mehr ausstossen) erreichen, wenn das Stimmvolk alle bisherigen Vorschläge nicht goutiert hat? Die Aargauer Regierung ist über die Bücher gegangen und will das Problem jetzt mit einem Klimakompass, einer Art Checkliste für Gemeinden, lösen. Der Kompass definiert Schwerpunkte und Handlungsfelder, für Raumplanerinnen und Raumplaner zum Beispiel.

7 Handlungsfelder des Klimakompasses

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  • Dekarbonisierung Verkehr durch Vermeidung und Optimierung
  • Ressourcenschonende, energieeffiziente und CO2-freie Gebäude
  • Klimaneutrale Industrie und Gewerbe
  • Klimaschonende Landwirtschaft
  • Wald als Kohlenstoffspeicher
  • Beteiligungen, Beschaffung und Finanzierung
  • Innovationsförderung und Partizipation

«Der Klimawandel betrifft auch den Kanton Aargau. Die erwarteten und teilweise schon heute spürbaren Auswirkungen sind die zunehmende Hitzebelastung im Sommer, häufigere Trockenperioden und Extremereignisse wie Starkniederschläge oder Hochwasser», gibt Umweltdirektor Stephan Attiger (FDP) zu bedenken. Der Kanton unterstütze das Klimaabkommen von Paris und wolle Lösungen finden. Da soll der Kompass ansetzen.

Hitze in der Schweiz
Legende: Hitzetage nehmen schweizweit zu. Der Klimawandel treffe auch den Aargau, hält die Regierung fest. Keystone

Gemeinden sollen Wasser speichern, Langsamverkehr fördern, mehr Elektrobusse einsetzen oder Hitzeinseln vermeiden, durch Pflanzen statt Teer. Sie soll die Wälder analysieren und überlegen, ob man andere Bäume pflanzen soll, weil Buchen und Fichten unter der zunehmenden Sommerhitze leiden, nennt Umweltdirektor Stephan Attiger mögliche Beispiele.

Der Klimakompass fokussiert auf Klimaschutz und auf Klimaanpassung.
Autor: Stephan Attiger Aargauer Umweltdirektor

Die Regierung sitze mit Gemeinden, Wirtschaft, Interessengruppen aber auch Gegnern von bisherigen Gesetzesvorschläge zusammen. Man müsse Klimaschutz betreiben, aber auch auf die Klimaveränderung reagieren, findet sie. Konkret könne man den Regenabfluss auf den Strassen verbessern, aber auch bei Neubauten Hitzeinseln von Anfang an vermeiden.

Grünstreifen am Strassenrand gegen die Hitzeinseln in den Städten.
Legende: Grünstreifen am Strassenrand sollen die Hitze in den Städten bekämpfen. Keystone

Der Startschuss für eine Aargauer Lösung ist lanciert, noch fehlen aber die konkreten Massnahmen. Der Klimakompass ist der erste Teil der neuen Aargauer Energiestrategie, als zweite Massnahme folgt ein konkreter Massnahmenplan bis Ende Jahr.

Neue Klimaschutzgesetze dürften es im Aargau weiterhin schwer haben, ist sich Regierungsrat Stephan Attiger bewusst. Man müsse wohl mehr Klimaschutzmassnahmen fördern statt Gesetze ausarbeiten. Auch so könne man den Zielen näherkommen.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 01.07.2021, 17:30 Uhr ; 

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