Der Lebensstandard in der Schweiz gehört seit einiger Zeit zu den höchsten in Europa. Das verfügbare Einkommen ist 2013 gar nochmals gestiegen, die Einkommensungleichheit hat sich verringert. Und trotzdem: Die Zufriedenheit nahm gegenüber dem Vorjahr leicht ab – viele Schweizer wünschen sich mehr Freizeit.
72,3 Prozent der Schweizer Bevölkerung waren mit ihrem Leben sehr zufrieden, nach 76,4 Prozent 2012. Dies zeigt eine Erhebung über die Einkommen und die Lebensbedingungen (SILC) des Bundesamts für Statistik (BFS).
Sozialleben spielt wichtige Rolle
Geringer als noch im Vorjahr fiel etwa die Zufriedenheit mit der Wohnsituation, der Hausarbeit und der Freizeit aus. Der Anteil derjenigen, die mit der Freizeit zufrieden sind, verringerte sich von 58,6 auf 47,7 Prozent. Dieser Schuh drückt hierzulande am meisten.
Gut bewerteten die Schweizer hingegen ihr Sozialleben: 80 Prozent zeigten sich sehr zufrieden mit dem Zusammenleben, den persönlichen Beziehungen und dem Arbeitsklima. Auch mit der finanziellen Situation sind die Schweizer zufriedener: die Bewertung stieg von 52,8 auf 55 Prozent.
Etwas mehr Kaufkraft als die Deutschen
Das verfügbare Einkommen nahm in der Schweiz 2013 gegenüber dem Vorjahr zu. Dieses beschreibt das auf einzelne Mitglieder aufgeteilte Haushaltseinkommen nach Abzug von obligatorischen Ausgaben wie Steuern und Krankenkassenprämien. Der Median des verfügbaren Einkommens belief sich in der Schweiz auf 51'282 Franken pro Jahr. Das bedeutet, dass 50 Prozent der Bevölkerung mehr, 50 Prozent weniger zur Verfügung hatten.
Gemessen in Kaufkraftstandards (siehe Grafik), also um unterschiedliche Preisniveaus in den Ländern bereinigt, lag das verfügbare Einkommen in der Schweiz 1,7-mal höher als in Italien und 1,3-mal höher als in Deutschland oder Frankreich, wie das BFS mitteilte. Nach Luxemburg und Norwegen ist es damit weiterhin das dritthöchste in Europa.
Das Einkommen verteilt sich in der Schweiz etwas gleichmässiger als im europäischen Vergleich. Die grösste Ungleichheit wies Spanien auf.
20 Prozent laufen am Limit
Trotz höherem Einkommen und geringerer Ungleichheit als im europäischen Durchschnitt kämpft auch in der Schweiz ein Teil der Bevölkerung mit finanziellen Schwierigkeiten, wenn auch dieser Anteil im Vergleich zum nahen Ausland geringer ausfällt. So ist ein Viertel der Bevölkerung mit mindestens einer materiellen Entbehrung konfrontiert.
Im vergangenen Jahr waren fast 20 Prozent nicht in der Lage, eine unerwartete Ausgabe von 2500 Franken zu tätigen. 8,7 Prozent der Bevölkerung konnten es sich nicht leisten, einmal pro Jahr in die Ferien zu reisen.
Mehr als ein Zehntel ist armutsgefährdet
Der Verzicht auf Gebrauchsgüter aus finanziellen Gründen ist seltener: 3,8 Prozent konnten sich kein Auto finanzieren, etwa 1 Prozent keine Waschmaschine. Insgesamt sind 4,0 Prozent der Schweizer Bevölkerung von mehr als drei solchen oder ähnlichen Entbehrungen betroffen. In der Europäischen Union beträgt der Anteil 19,5 Prozent.
Die am stärksten armutsgefährdeten sozialen Gruppen in der Schweiz sind Alleinerziehende, wenig gebildete Personen und Ausländer aus dem aussereuropäischen Raum.
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