Aldo Schellenberg ist 3-Sterne-General der Schweizer Armee, Korpskommandant und Chef des Kommandos Operationen. Der 61-Jährige war als neuer Chef der Armee gehandelt worden. Daraus ist allerdings nichts geworden, denn der neue Chef der Armee ist ab kommendem Januar Thomas Süssli, ein Quereinsteiger. Aldo Schellenberg wird Süsslis Begleitoffizier, sein persönlicher Mitarbeiter.
«Von Viola Amherd abgeschoben», titelt der Tagesanzeiger und zitiert Armeeinsider, die dieses Abschiebemanöver damit begründen, dass die neue Verteidigungsministerin damit bestehende Seilschaften innerhalb der Armee durchbrechen möchte. Für den Militärexperten Bruno Lezzi ist der Entscheid Amherds durchaus problematisch.
SRF News: Wie stark sind die Seilschaften innerhalb der Armee?
Bruno Lezzi: Es gibt diese Seilschaften, wie auch in zivilen Betrieben. Das kann man nicht umgehen. Der Human-Faktor spielt hier eine Rolle.
Eine Pension im fortgeschrittenen Alter wäre eine zweckmässige Lösung. Sie kostet zwar, aber wäre aus meiner Sicht richtig.
Man muss allerdings unterscheiden: In der Miliz sind die Seilschaften schwächer geworden. In der Armee hingegen bestehen sie in einem relativ geschlossenen Kreis des Berufsoffizierscorps weiterhin.
Ist es gut, wenn Bundesrätin Amherd solche Seilschaften nun unterbinden möchte?
Ach, es wird immer wieder gesagt, dass man das verhindern wolle. Ich finde, das ganze ist PR-getrieben, weil landesweit wieder neue Seilschaften entstehen. Bundesrätin Amherd muss aufpassen, dass sie sich nicht dem Vorwurf aussetzt, Walliser Seilschaften zu bilden. Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen.
Was bedeutet eine solche Personalpolitik für eine Armee, die auch Leute von aussen befördert?
Das ist nicht ganz neu. Immer wieder besetzen Leute aus dem zivilen Umfeld höhere Armeefunktionen. Das ist eine Chance und bringt frischen Wind in die Armee.
Auch hohe amerikanische Generäle wie David Petraeus finden, dass dieser Austausch nötig sei, ohne das System zum Erstarren zu bringen. Es birgt aber das Risiko, dass gewisses militärisches Know-How nicht in diesem Umfang wie in Berufsoffizierscorps vorhanden ist.
Dann ergibt die Entscheidung Amherds bezüglich Aldo Schellenberg also Sinn?
Man kann sich fragen, ob es Sinn hat, einen 3-Sterne-General auf den Posten eines Stabsmitarbeiters zu entsorgen. Hier reicht der Stabschef im Verteidigungsbereich völlig, um diese Aufgabe erfüllen zu können.
Was macht man mit 3-Sterne-Generälen, die man nicht mehr möchte? Sie sind mit 300’000 Franken ziemlich gut bezahlt.
Sie sind sehr gut bezahlt und das Thema hatte man bereits beim Posten des Korpskommandanten Baumgartner als Verteidigungsattaché in Washington. Dieser Posten entsprach auch nicht der Besoldung und dem Rang, den Baumgartner einnimmt.
Ist das dem Steuerzahler gegenüber redlich?
Das müssen sich die Politiker fragen. Aus meiner Sicht ist es problematisch.
Ist degradieren unmöglich?
Degradieren ist etwas ganz anderes. Es ist eine Strafmassnahme und das sollte man vermeiden. Eine Pension im fortgeschrittenen Alter wäre eine zweckmässige Lösung. Sie kostet zwar, aber wäre aus meiner Sicht richtig.