Vor gut einer Woche wurde Ulrich Hurni zum Konzernchef der Post ad interim ernannt, nachdem Susanne Ruoff wegen der Postauto-Affäre zurückgetreten war. Sie kam im Untersuchungsbericht schlecht weg. Dieser zeigte auf, wie bei Postauto über Jahre hinweg zu hohe Subventionen erschlichen wurden.
Doch liest man den 200-seitigen Untersuchungsbericht noch einmal genau durch, zeigt sich: Auch der aktuelle Postchef Hurni hat keine weisse Weste.
Eine Aktennotiz von 2013
Vier Varianten wurden diskutiert, um Gewinne bei Postauto vor dem Bundesamt für Verkehr zu verstecken. Dies geht aus einer Aktennotiz vom 17. April 2013 hervor, die an die ganze Konzernleitung ging – und damit auch an Ulrich Hurni, damals stellvertetender Konzernchef und Leiter Post Mail. Die Idee war es, den Personenverkehr mit anderen Bereichen der Post zu erweitern. Dies explizit, um dem BAV den Durchblick zu erschweren oder zu verunmöglichen.
Trotz dieses Wissens ernannte Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller Hurni zum Chef ad interim. Das lässt die Vermutung zu, dass sonst schlicht niemand anderes zur Auswahl stand.
Schwaller: «Differenziertes Vorgehen»
Die Post verweist auf Anfrage auf die Medienkonferenz vom letzten Montag. Dort sagte Schwaller: «Wir haben uns sehr sorgfältig mit der Frage auseinandergesetzt, wie weit die personellen Massnahmen reichen sollen. Das ist ein heikler Punkt. Daher hat der Verwaltungsrat ein differenziertes Vorgehen beschlossen. Er beendet der Zusammenarbeit mit Personen mit besonderer Verantwortung.»
Was Schwaller nicht sagte, aber wohl meinte: Er konnte nicht die ganze Führungsetage absetzen. Also beschränkte er sich auf die Geschäftsleitung Postauto und die Leiterin der internen Revision. Susanne Ruoff hatte ihren Rücktritt bereits am Vorabend bekannt gegeben.
Hurni selbst wurde von Radio SRF für eine persönliche Stellungnahme angefragt. Die Post verweist in ihrer Antwort auf die Medienkonferenz von letzter Woche.