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Problem verschärft sich Höhere Kosten wegen knapper Medikamente

Lieferengpässe bei Medikamenten sind bereits seit einigen Jahren ein Thema, doch die Situation spitzt sich jetzt zu.

Derzeit gibt es in der Schweiz bei fast 600 Medikamenten Lieferengpässe. Enea Martinelli, Chef-Apotheker am Spital FMI in Interlaken, führt Buch darüber – und er schlägt Alarm. Denn fehlende Medikamente zu ersetzen, sei teuer.

Am Beispiel von Vitamin K, das wichtig für Operationen an Patienten mit Blutverdünnern ist, erklärt Martinelli: «Eine Ampulle Vitamin K kostet etwa 50 Rappen – es braucht etwa drei bis vier davon.» Wenn kein Vitamin K zur Verfügung stehe, «muss man auf Blutfaktoren ausweichen – das kostet für den gleichen Zweck etwa 1200 Franken.»

Ich rechne mit einigen zehn Millionen, wenn nicht über 100 Millionen Franken an Mehrkosten.
Autor: Enea Martinelli Chef-Apotheker Spital FMI Interlaken

Wie knappe Medikamente die Gesundheitskosten nach oben treiben könnten, zeige dieses Beispiel. Um wie viel, kann Martinelli nur schätzen: «Ich rechne mit einigen zehn Millionen, wenn nicht über 100 Millionen Franken.»

Problem verschärft sich

Im milliardenschweren Gesundheitsmarkt klingt das nach wenig. Doch das Problem verschärfe sich, sagt Gesundheitsökonom Simon Wieser von der Zürcher Hochschule ZHAW: «Sie haben sicher höhere Kosten für Ärztinnen und Ärzte, auch vor allem für die Spitalapotheken, die laufend nach neuen Lösungen suchen müssen.»

Und eventuell würden bei den Patienten auch zusätzliche Komplikationen auftreten. Hinzu kommt: In den letzten Jahren habe sich die Zahl der knappen Medikamente verdoppelt.

Der Bund ist sich der Problematik bewusst und hält wichtige Medikamente in Pflichtlagern. Die Kostenfrage aber bleibt offen: Die zuständigen Bundesämter können auf Anfrage nicht sagen, wie teuer die Medikamentenengpässe sind.

Neue Erkenntnisse erhofft

Nicht zufrieden damit ist Gesundheitsökonom Stefan Felder von der Universität Basel. In Zeiten von steigenden Gesundheitskosten wünscht er sich Transparenz, weshalb er eine eigene Untersuchung starten will.

«Uns interessiert, was passiert, wenn bei einem Patienten das Arzneimittel ausgewechselt wird», so Felder, «darüber wissen wir im Moment noch nichts, aber wir beabsichtigen, das zu untersuchen.» Neue Erkenntnisse könnten auch Wege aufzeigen, um Kosten zu senken.

(SRF 4 News, Heute Morgen, 6:00 Uhr)

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