Zum Inhalt springen

Psychoaktive Substanzen Was bringen die Drogen-Checks in den Städten?

Nutzen der Substanzanalyse: Wer weiss, was er konsumiert, konsumiert weniger oder nichts mehr. Dies zeigt eine Studie des BAGs.

Wer in einer grösseren Schweizer Stadt psychoaktive Substanzen – im Volksmund Drogen – konsumiert, kann diese von einer Beratungsstelle testen lassen; anonym und ohne dass eine Strafverfolgung droht. Diese sogenannten «Drug-Checking-Angebote» sollen helfen, Überdosen und Todesfälle zu vermeiden. Nun hat eine Studie im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) erstmals untersucht, wie wirksam dieses Angebot ist.

Den Reinheitsgrad des Stoffes herausfinden

Wenn Drogen, dann sicher: Das ist die Idee der «Drug-Checking-Angebote». Jährlich gibt es etwa solche 4000 Tests. So können Freizeitkonsumierende beispielsweise in der Stadt Bern jeden Mittwochabend seine Drogen testen lassen, hauptsächlich sind dies Kokain, Ecstasy und Amphetamin.

Der Konsumierende weiss danach, wie hoch die Dosierung ist und ob allenfalls Streckmittel genutzt wurden. Bei jeder zweiten Probe gab es eine erhöhte Gefahr für die Konsumierenden.

Weniger oder keine mehr

Dank diesen Test würden neun von zehn Konsumierenden weniger oder keine Drogen mehr nehmen, wenn sie eine Warnung der Teststelle erhalten, also die Drogen beispielsweise gestreckt sind, kommt die Studie zum Schluss.

Ein Beratungsgespräch gehöre obligatorisch zum Test dazu, sagt der Leiter der Beratungsstelle Contact Nightlife in Bern, Alexandre Brodard: «Es ist uns sehr wichtig, dass wir nicht nur testen, sondern zusammensitzen und reflektieren, warum die Person diese Substanz konsumiert. Es bringt vielen etwas Einsicht, wenn sie die Sicht einer Fachperson hören. Das ist wirklich wertvoll.»

Besseren Überblick über den Markt

Zum selben Schluss kommt auch die Studie des BAG: Dank der Beratungsgespräche können man Leute frühzeitig sensibilisieren für einen weniger risikoreichen Konsum. So zeigt die Studie, dass nach dem Drogen-Check fast die Hälfte der Konsumierenden weniger konsumiert. Für den Bund seien die Erkenntnisse wichtig, auch da es zum ersten Mal eine solche Untersuchung gegeben hat.

Zudem könne man damit auch den Markt besser überwachen. Dies soll sogar noch verstärkt werden, sagt Adrian Gschwend, Leiter Sektion Politische Grundlagen und Vollzug beim BAG.

«Wir planen, die Daten aus verschiedenen Angeboten in den Gemeinden und in Kantonen zusammenzubringen und so auf nationaler Ebene einen besseren Überblick über den Pillenmarkt zu haben.» Künftig ist daher noch klarer, wo welche Substanzen wann genommen werden.

Rendez-vous, 23.02.2022; 12:30

Meistgelesene Artikel