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Schärfere Corona-Massnahmen Warum dieser Strategiewechsel, Herr Berset?

Der Bundesrat hat am Mittwoch schärfere Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus beschlossen. Beispielsweise bleiben Restaurants sowie Kultur-, Sport- und Freizeitanlagen bis Ende Februar geschlossen, Einkaufsläden und Märkte werden geschlossen.

Gesundheitsminister Alain Berset über die Notwendigkeit der Massnahmen und warum die Schweiz mit diesen für eine dritte Welle gewappnet sein könnte.

Alain Berset

Bundespräsident

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Alain Berset ist seit 2012 Bundesrat und Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI). Für das Jahr 2023 ist Berset zudem Bundespräsident. Er wurde 1972 geboren, studierte an der Universität Neuenburg Politik- und Wirtschaftswissenschaften, die er 2005 mit dem Doktorat abschloss. Der Sozialdemokrat war für den Kanton Freiburg im Ständerat und übte dort 2008 und 2009 das Amt des Ständeratspräsidenten aus. Neben seinem politischen Mandat präsidierte Berset den Westschweizer Mieterinnen- und Mieterverband und die Schweizerische Vereinigung zur Förderung der AOC/IGP.

Ende 2023 wird Alain Berset nicht mehr als Bundesrat kandidieren.

SRF News: Wir haben heute den Tag mit den wenigsten Ansteckungen und den wenigsten Todesfällen seit langer Zeit. Sie verkünden aber gleichzeitig die schärfsten Massnahmen seit langer Zeit. Warum?

Alain Berset: Weil wir wissen, was auf uns zukommt. Das ist ein Riesenvorteil gegenüber der ersten und zweiten Welle. Wir sehen nun, dass diese Variante, die aus Grossbritannien kommt, viel ansteckender ist. Wir haben aktuell in der Schweiz genau diejenige Situation, welche Grossbritannien Anfang Dezember hatte. Und dieser Wissensvorsprung sollte es uns erlauben, eine dritte Welle im Griff zu haben.

Bisher gibt es in der Schweiz aber erst ungefähr 150 oder 200 Fälle von der neuen Variante.

Wir haben bereits mehr, und die Anzahl verdoppelt sich jede Woche. Die Frage ist nicht, ob wir Massnahmen treffen sollten. Die Frage ist nur, wann. Eher jetzt mit weniger grossen Konsequenzen, oder später in der Eile mit viel gravierenderen Konsequenzen? Niemand ist schuld an dieser Situation. Die Restaurants nicht, die Läden nicht, auch die Kultur und die Freizeit nicht. Aber wir müssen die Kontakte reduzieren. Und deswegen haben wir gleichzeitig eine sehr starke Erweiterung der unterstützenden Massnahmen für die Wirtschaft beschlossen.

Die Kantone haben sich aber gegen die Homeoffice-Pflicht und gegen die Ladenschliessungen ausgesprochen.

Die Entwicklung der letzten Tage war im Moment der Vernehmlassung noch nicht bekannt. Die Situation ändert sich jeden Tag. Der Bundesrat ist da, um Entscheide zu treffen, um das Land zu schützen, und um den Schaden für die Wirtschaft, die Gesellschaft und für die Gesundheit zu minimieren.

Diese neue ansteckendere Virus-Variante ist für uns eine Gefahr.

Wir sind der tiefen Überzeugung, dass jetzt der richtige Moment ist zum Handeln. Was würden Sie sagen, wenn wir in sechs Wochen sehen: Okay, jetzt ist eine brutale dritte Welle da?

Bisher hat der Bundesrat immer erst gehandelt, wenn die Notwendigkeit absolut unbestritten war. Jetzt, und das ist ein Strategiewechsel, reagieren Sie, bevor die Notwendigkeit ganz offensichtlich ist.

Wir haben zum ersten Mal in dieser Pandemie einen Informationsvorsprung, der uns erlaubt, im richtigen Moment zu handeln. Diese neue ansteckendere Variante ist für uns eine Gefahr. Man sieht in Grossbritannien, in Irland, in Spanien und in Portugal, was sie auslösen kann. Die Zahlen explodieren, das können wir uns auf diesem Niveau nicht erlauben. Es würde auch die Impfkampagne in Gefahr bringen.

Was ist der Unterschied von dem, was wir ab nächsten Montag erleben, und einem Shutdown wie im Frühling?

Die Schweiz funktioniert weiter. Man kann weiter im Homeoffice arbeiten. Man kann weiterhin den ÖV benutzen, aber bitte nur, wenn es notwendig ist. Man kann nicht mehr so viele Leute treffen. Die Reduktion auf fünf Personen ist bereits eine einschneidende Massnahme.

Die SVP hat geschrieben: «Berset will mit dem zweiten Lockdown vom eigenen Versagen ablenken.» Was sagen Sie dazu?

Der Bundesrat entscheidet als Gremium. Wir regieren die Schweiz. Wir versuchen das mit unserem Gewissen, mit unserer Erfahrung zu tun. Wir machen das als Team. Wir wollen einen guten Weg finden, mit einer guten Impfung, und wollen nicht zögern, um dann allenfalls schwerwiegende Folgen zu haben.

Das Gespräch führte Urs Leuthard.

Das hat der Bundesrat am 13. Januar kommuniziert Öffentliche Veranstaltungen Massnahmenverlängerung Kulturbetriebe Freizeiteinrichtungen Restaurants Sportanlagen Bleiben geschlossen: Maskenpflicht am Arbeitsplatz bei mehr als einer Person im gleichen Raum Treffen im öffentlichen Raum mit max. 5 Personen Massnahmenverschärfung ab 18. Januar Homeoffice-Pflicht wo möglich und mit verhältnismässigem Aufwand umsetzbar Läden mit Waren des nicht-täglichen Bedarfs werden geschlossen Erhöhter Schutz besonders gefährdeter Personen(Recht auf Homeoffice, gleichwertigenSchutz oder Beurlaubung) Private Treffen mit max. 5 Personen (inkl. Kinder) Empfehlung: aus max. 2 Haushalten Quelle: Bundesrat, 13.01.21
Weiterhin gilt Verbot Veranstaltungen > 100 Personen Einführung Schengen-Grenzkontrollen Einreise aus Italien mit Ausnahmen verboten 10 Mrd. Fr. Soforthilfe Kein Unterricht an Schulen Max. 50 Personen in Restaurants, Bars, Diskotheken Quelle: Bundesrat, 13.01.21 Empfehlung: zu Hause bleiben Fernunterricht an Hochschulen Verbot von Veranstaltungen Geschlossen:Discos und Tanzlokale Maximal 5 Personen bei Sport und Kultur Ausnahmen für unter 16-Jährige (Sport/Kultur) ! Ausgedehnte Maskenpflicht Regeln für Skigebiete Gemeinsamer Gesang nur in Familie und Schule

Tagesschau, 13.1.2020, 18:00 Uhr ; 

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