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Schlussbericht veröffentlicht Pilotenfehler führten zu «Tante Ju»-Absturz von 2018

  • Am 4. August 2018 verunfallte ein als «Tante Ju» bekanntes historisches Verkehrsflugzeug bei Flims (GR).
  • Alle 20 Personen an Bord des Flugzeuges kamen dabei ums Leben.
  • Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) kommt in ihrem Abschlussbericht nun zum Schluss, dass Handlungen der Piloten zum Absturz führten.

Die SUST erklärt den Unfallhergang in einem Video

Als direkte Ursache für den Unfall nennt die Sust eine hochriskante Flugführung durch die Piloten: Die Piloten steuerten das Flugzeug in geringer Höhe, ohne Möglichkeit für einen alternativen Flugweg und mit einer für diese Verhältnisse gefährlich tiefen Geschwindigkeit in das enge Tal südwestlich des Piz Segnas.

In diesem Tal durchflog das Flugzeug Turbulenzen, wie sie im Gebirge in Geländenähe stets zu erwarten seien. Diese hochriskante Flugführung bewirkte, dass die Piloten in diesen nicht aussergewöhnlichen Turbulenzen die Kontrolle über das Flugzeug verloren und für ein Abfangen des Flugzeuges zu wenig Raum zur Verfügung stand. Als Folge davon stürzte das Flugzeug nahezu senkrecht zu Boden.

Weitere Faktoren trugen zum Absturz bei. Die Sust nennt einen zu weit hinten liegenden Schwerpunkt des Flugzeugs. Das war Folge einer mangelhaften Flugvorbereitung und eines Softwarefehlers der Ju-52. Die Piloten der Ju-Air hätten sich im Weiteren daran gewöhnt, Regeln für den sicheren Flugbetrieb nicht einzuhalten und gingen auch bei Flügen mit Passagieren hohe Risiken ein.

Flugbetrieb wird frühestens 2022 wieder aufgenommen

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Im Anschluss an das Unglück hat die Ju-Air die Restaurierung ihrer drei Flugzeuge angekündigt. Diese stehe jedoch nicht im Zusammenhang mit dem Unglück. Derzeit wird bei einem Flugzeug eine Grundüberholung durchgeführt. Dieses wird nachher «technisch neuwertig» sein, beschreibt der Ju-Air Kommunikationsbeauftragte Christian Gartmann den Prozess. Der Flugbetrieb soll frühestens 2022 wieder aufgenommen werden. Mit der Restauration der anderen Flugzeuge wird derzeit zugewartet. Eines ist nun in Deutschland ausgestellt.

Der Betreiberverein Ju-Air erkannte gemäss Bericht wesentliche Risiken nicht. Verschiedene Voraussetzungen für den sicheren Betrieb waren seit längerem nicht erfüllt. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt hätte als Aufsichtsbehörde zahlreiche Sicherheitsprobleme nicht erkannt. Die Unglücksmaschine selbst war technisch nicht in Ordnung, was sich jedoch nicht auf den Unfall auswirkte.

Besitzerin der knapp 79-jährigen Unglücksmaschine ist die Ju-Air, ein Verein, der in den 1980-er Jahren die drei von der Armee ausgemusterten Ju-52 übernahm. Sie werde «die Untersuchungsergebnisse detailliert analysieren und daraus Schlüsse für den künftigen Betrieb ableiten», hiess es in einer Stellungnahme nach Erscheinen des Berichts.

Erfahrene Piloten

Die beiden Piloten im Alter von 62 und 63 Jahren wurden als sehr erfahren beschrieben. Sie hatten während ihrer jahrzehntelangen beruflichen Tätigkeit Kampfjets sowie Linienmaschinen gesteuert.

SRF 4 News, 28.1.21, 8:30 Uhr ; 

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