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Schulstart mit Corona-Tücke «Lehrpersonen spielen nicht Quarantäne-Polizei»

Damit die Schulen nicht zu Corona-Ansteckungsherden werden, mussten die Kantone Schutzkonzepte ausarbeiten. Doch diese sind nicht einheitlich, wie der Präsident des Schulleiterverbands (VSLCH), Thomas Minder, bedauert.

Thomas Minder

Präsident des Schulleiterverbands

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Thomas Minder ist seit 2019 Präsident des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz (VSLCH). Davor war er Präsident des Thurgauer Schulleiterverbands.

SRF News: Die Kantone haben unterschiedliche Corona-Schutzkonzepte. Was sind die grössten Herausforderungen für die Schulen?

Thomas Minder: Wie vor den Sommerferien befürchtet, gibt es einen grossen Flickenteppich. Jeder Kanton macht es anders, und es kann sogar von Schule zu Schule variieren. Es geht dabei um generelle Regeln etwa im Umgang mit Kindern, die in die Schule kommen und allenfalls in Quarantäne müssen. Mehr Einheitlichkeit wäre angesichts der Krise wünschenswert, denn diesbezüglich ist Corona für alle Kantone gleich.

Wie läuft der erste Schul- oder Kindergartentag für die Neuen ab?

Die Kinder treffen je nach Schule unterschiedliche Organisationen an. Das war schon immer so und jede Schule hat ihr Ritual. So werden die Kinder etwa mit einer kleinen Ansprache begrüsst und gehen dann in die Klassen. Dabei stellt sich aktuell die Frage, ob das mit oder ohne Eltern ablaufen soll, und ob alle zusammen begrüsst werden können. Dank des guten Wetters kann es bei uns im Thurgau ziemlich regulär ablaufen, ansonsten hätte es massive Einschnitte gegeben: Die Erstklässler und Erstkindergärtler kommen mit ihren Eltern, und diese dürfen unter Einhaltung der Distanzregeln mitverfolgen, wie es losgeht.

Ich verstehe den Ärger gewisser Eltern darüber, wenn ein Kanton die Begleitung a priori untersagt, während andere Kantone sie zulassen.

Im Kanton Bern läuft es ähnlich ab, wogegen etwa in Basel die Kinder nicht begleitet werden dürfen. Wie reagieren Eltern, die gerne mitgegangen wären?

Der erste Schultag ist ein emotionaler Moment für die Eltern. Sie sind gerne dabei, machen Fotos und sind gerührt. Da ist es schade, wenn man nicht dabei sein darf. Ich verstehe den Ärger gewisser Eltern darüber, wenn ein Kanton die Begleitung a priori untersagt, während andere Kantone sie zulassen.

Mit dem Ende der Sommerferien kehren einige Kinder aus Risikoländern zurück. Was bedeuten die Quarantäneregeln für die Schulen?

Es ist ganz sicher so, dass die Schulen keinen investigativen Auftrag haben und Corona-Polizei spielen. Trotzdem ist es gebräuchlich, dass sich die Lehrpersonen bei den Kindern erkundigen, wo sie waren. Wenn ein Kind erzählt, es sei bis vor fünf Tagen in Serbien oder einem anderen Land auf der Länderliste gewesen, würden wir es heimschicken.

Notfalls schicken wir dann ein Kind nach Hause.

Die oberste Schweizer Erziehungsdirektorin Silvia Steiner bezeichnete solche Nachfragen bei Kindern in der «Sonntagszeitung» als unzulässig. Haben Sie Verständnis für diese Haltung?

Dafür habe ich Verständnis. Es gibt aber eine Nuance. Denn ich gehe nicht systematisch vor und frage, wer bis wann in welchem Land gewesen und wann zurückgekommen ist. Das wäre investigativ und sicher nicht unsere Aufgabe. Aber wir zeigen wie jedes Jahr Interesse, und die Kinder können erzählen. Das war immer zulässig und ist es weiterhin. Notfalls schicken wir dann ein Kind nach Hause. Aber nicht ohne Absprache mit den Eltern.

Was passiert, wenn ein Kind mit einer Corona-Infektion in die Schule kommt?

Eigentlich sollte das Kind gar nicht kommen, sobald es weiss, dass es Corona-positiv ist. Es kann aber sein, dass es das Testresultat erst bekommen hat, als es schon in der Schule war. Was da in den einzelnen Kantonen läuft, ist mir nicht bekannt. Wenn ich auf ein Kind mit Corona treffe, würde ich mich als Schulleiter an den Kantonsarzt wenden. Mit der Meldepflicht der Ärzte sollten solche Fälle aber eigentlich rechtzeitig klar sein.

Das Gespräch führte Claudia Weber.

SRF 4 News, 10.08.2020, 06:45 Uhr ; 

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