«Bye-Bye Mückenstiche», titelte der Elektronikhändler Fust kürzlich in einem Inserat in der Coopzeitung. Beworben wurde ein neuartiges Produkt aus der Schweiz: Mückenschutz ohne Chemie, Lärm oder Geruch. Das Mückenschutzarmband Nopixgo sende schwache elektronische Impulse aus, die ein Gewitter simulierten und Moskitos dazu bringe, nicht zu stechen. Das farbige Armband aus Plastik kostet knapp 90 Franken.
Tropeninstitut hat Produkt angeblich getestet
Die patentierte «Biopulse Technologie» schütze die Träger in einem Radius von zwei Metern zuverlässig vor Stichen, heisst es auf der Webseite des Herstellers Nopixglobal. Das Unternehmen behauptet zudem, Tests am Tropeninstitut Basel hätten die Wirksamkeit von Nopixgo bestätigt.
Das Schweizerische Tropen- und Public Health Institut (Swiss TPH), das auch ein Gütesiegel für Mückenschutzmittel vergibt, verneint. Insektenforscher und Mücken-Experte Pie Müller sagt, das Produkt sei nie von ihnen getestet worden. In seltenen Fällen vermiete das Institut ihre Test-Anlage auch an Externe, doch mit den Resultaten dieser Versuche habe das Tropeninstitut nichts zu tun.
Kritik an wissenschaftlicher Grundlage
Hinter die Technologie mit den elektromagnetischen Wellen setzt Mücken-Experte Pie Müller Fragezeichen: «Wissenschaftlich ist mir nicht klar, worauf das basiert. Soviel ich weiss, gibt es auch keine Studien, die die Wirkung des Armbandes gezeigt hätten», sagt er zum SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».
Alexander Mathis, Mücken-Experte an der Universität Zürich, kommt zu einem ähnlichen Schluss: «Es gibt fast keine wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema. Ich habe eine einzige Arbeit aus Malaysia gefunden. Diese untersuchte, wie elektromagnetische Wellen, wie sie Gewitter verursachen, das Verhalten der Gelbfiebermücke beeinträchtigt. Und es wurde kein Effekt gefunden.»
Das Schweizerische Tropeninstitut will nun beim Hersteller intervenieren und die umstrittene Aussage von der Webseite entfernen lassen.
Das Nopixgo Mückenarmband gibt es seit zwei Jahren. Etwa bei Fust, Media Markt und Galaxus. Wie viele schon verkauft wurden, gibt der Hersteller nicht bekannt.
«Mehrheitlich positive Kundenberichte»
Zur Kritik der Mückenexperten schreibt Geschäftsführer Richard Karlsson: «In den bisher durchgeführten Labortests sowie einer Feldstudie einer NGO auf den Philippinen haben wir sehr vielversprechende Ergebnisse gesehen. Daneben erfahren wir mehrheitlich positive Kundenberichte. Wenn es nicht funktionieren würde, wären wir bei unseren Vertriebspartnern unlängst ausgelistet worden.»
Die zitierte Studie aus Malaysia, die keine Wirkung zeigte, kennt Karlsson nicht. Die umstrittene Aussage zu den Tests am Tropeninstitut werde man entfernen.
Vorsicht in heiklen Regionen
Zum Umgang mit diesem, aber auch anderen Mückenarmbändern, raten die Experten: Gerade in Ländern, in denen Moskitos gefährliche Krankheiten wie Dengue oder Malaria übertragen können, solle man sich auf keinen Fall nur auf so ein Produkt verlassen.