Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) nimmt schwangere Frauen auf die Liste der «besonders gefährdeten Personen». Damit sind sie im Prinzip zur Risikogruppe erklärt worden. Dass schwangere Frauen durch Viren und andere Infekte gefährdet sein können, ist nicht neu.
Beispielsweise bei der saisonalen Grippe wird den Frauen schon länger empfohlen, sich zu schützen und sich möglichst impfen zu lassen. Erkrankt eine schwangere Frau an Grippe, ist das Risiko für Komplikationen höher und in schwersten Fällen kann eine Grippe zu Frühgeburten führen.
Ähnlich wird dies jetzt auch bei Covid-19 eingeschätzt. Dazu sagt Daniel Surbek, Chefarzt der Frauenklinik am Inselspital Bern: «Das Hauptrisiko ist – wie man aus neuen Studien weiss –, dass schwangere Frauen im Krankheitsfall ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, inklusive der Behandlung auf einer Intensivstation.»
Aber nicht nur die Frauen hätten ein höheres Risiko, auch die Ungeborenen und Neugeborenen. «Man hat gesehen, dass ein höheres Frühgeburtsrisiko besteht, wenn sich die Frau in einer entsprechenden Schwangerschaftswoche befindet», erklärt Surbek. Das Risiko für eine Frühgeburt betrage dann 25 bis 30 Prozent.
Selbst wenn eine schwangere Frau infiziert wird, gibt es sehr viele Krankheitsverläufe, die nicht schwer sind.
Die meisten Frühgeburten seien nicht problematisch, weil sie eher spät stattfinden würden, etwa im achten Monat. «Das Kind wird dann in der Regel auf der Neonatologie betreut. Die Prognosen sind sehr gut, dass es gesund wird», sagt Surbek.
Heikler könnte es bei den deutlich selteneren Frühgeburten im sechsten und siebten Monat. Letztlich sind es aber vor allem die Frauen selber, die durch schwerere Krankheitsverläufe gefährdet sein können.
Vorerkrankungen können Risiko erhöhen
Doch: Ähnlich wie in der gesamten Bevölkerungsgruppe ist das Risiko nicht für jede Schwangere gleich. «Es gibt schwangere Frauen, die eine besonders hohe Gefährdung für schwere Komplikationen haben. Zum Beispiel Frauen mit vorbestehendem Diabetes oder Herzleiden.»
Weil unter dem Strich gemäss neuer Studien aber alle Schwangeren ein erhöhtes Risiko tragen, sollten sie sich möglichst vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen. Angst haben müssten die Frauen aber nicht, sagt Surbek. «Selbst wenn eine schwangere Frau infiziert wird, gibt es sehr viele Krankheitsverläufe, die nicht schwer sind.»
Weitere Studien geplant
Warum kommt diese Mahnung zur Vorsicht erst jetzt, hätte man das nicht früher abschätzen können, aus Erkenntnissen mit anderen Viren? Dazu der Gynäkologe: «Nachdem die ersten Studien keinen Hinweis für ein erhöhtes Risiko für schwangere Frauen ergeben haben, zeigen die grösseren Studien nun doch, dass ein solches besteht.»
Es sind Studien aus europäischen Ländern und auch aus den USA, mit teilweise mehreren hundert schwangeren Frauen. Um die Risiken im Detail aber noch besser zu verstehen, sind weitere grosse Studien geplant, auch in der Schweiz.
Weil man das Grundrisiko jetzt aber in den Daten gesehen hat, sollen schwangere Frauen ab sofort so gut wie möglich geschützt werden, so wie die anderen Risikogruppen. Damit können auch die Arbeitgeber in die Pflicht genommen werden, welche für den Schutz der Gesundheit am Arbeitsplatz verantwortlich sind.