Kürzlich wurde den Medien ein düsteres Foto zugespielt: Es zeigt Vandalen, die nachts in Lausanne ihr Unwesen treiben. Zu sehen ist, wie dunkle Gestalten die Plakate der beiden offiziellen SVP-Ständeratskandidaten überkleben.
Bei genauerem Hinsehen fallen zwei Dinge auf: Die Täter überkleben die SVP-Plakate mit SVP-Plakaten des lächelnden Nationalratskandidaten Claude-Alain Voiblet. Und auf den zweiten Blick meint man, dass der freundliche Herr Voiblet auf dem Plakat einem der Vandalen verdächtig ähnlich sieht.
Voiblet bestreitet jede Schuld
Hier befinden sich Parteifreunde offenbar im Nahkampf. Was andernorts unvorstellbar ist, scheint in der Waadt möglich. Ein Ex-SVP-Mann spielte der Lokalzeitung das belastende Foto zu; und es war ebenfalls in der Waadt, wo die SVP-Parteispitze während Monaten kaum Zeit für Wahlkampf hatte, weil sie die Feinde in den eigenen Reihen bodigen musste.
Deshalb hat sich die SVP nun nochmals mit dem Wahlkampf befasst. Voiblet wurde vorgeworfen, er habe die Partei mitten im Wahlkampf lächerlich gemacht. Der Beschuldigte bestritt jede Verantwortung. Dennoch wurde er aus der Partei ausgeschlossen.
Ein verdienter Parteistratege
Dabei ist Voiblet nicht irgendein SVP-Politiker. Der Mann war nicht nur in eigener Sache notfalls nachts mit Plakaten unterwegs. Voiblet ist der Stratege, der die Partei in der Romandie jahrelang geprägt und den Aufbau der Blocher-SVP vorangetrieben hat. Voiblet war stets freundlich im Ton aber hart in der Sache.
Mit Voiblet wirft die SVP einem Vizepräsidenten der nationalen Partei, dem Koordinator für die SVP in der ganzen Romandie, ihrem ehemaligen Kantonalpräsidenten vor, die SVP geschädigt zu haben. Unter normalen Umständen, würde man einen wie Voiblet einen verdienten Parteistrategen nennen. Aber die SVP hält es eher mit Schiller: «Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen.»
Es ist dies eine bittere Geschichte aus dem Inneren einer Partei, die sich derzeit nicht nur auf kantonaler Ebene unerbittlich zeigt. Voiblet soll nämlich auch auf nationaler Ebene abserviert werden. In der neuen Führungsspitze ist für den bisherigen Vizepräsidenten kein Platz mehr vorgesehen. Und das sogar, ohne dass ihm eine Verfehlung vorgeworfen würde.