Alkohol schadet, Rauchen auch – doch wie sieht es mit Medikamenten in der Schwangerschaft und während der Stillzeit aus? Welche dürfen Frauen nehmen und wie lange? Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft Perinatale Pharmakologie trägt seit über zehn Jahren Informationen dazu zusammen.
Ihre Präsidentin, Ursula von Mandach, möchte dieses Wissen für alle zugänglich machen, um tragische Fälle wie jene im Zusammenhang mit Depakine künftig zu verhindern: «Die Datenbank könnte Tabellen, Listen enthalten, für Medikamente, die in welcher Dosierung und welcher Indikation für Schwangere geeignet oder auch nicht geeignet sind.» Also Warnungen, aber auch Angaben dazu, wann ein Medikament anders dosiert werden müsste.
Datenbank analog zur Kindermedizin
Denn der Stoffwechsel verändert sich in der Schwangerschaft und die wenigsten Medikamente sind darauf getestet. Trotzdem ist ihre Idee der Datenbank bisher politisch nicht weiter verfolgt worden. Kürzlich wurde aber eine solche Datenbank mit Empfehlungen zur Dosierung und Therapien in der Kindermedizin geschaffen und finanziell von Bund und Kantonen unterstützt.
Deshalb wird Ursula von Mandach nun deutlich: «Ich denke, die Zeit für die Politik, sich genauer mit diesem Thema zu befassen, ist überfällig.» Ihre Arbeitsgruppe sei in Gesprächen mit dem Bundesamt für Gesundheit und wolle sich auch an Parlamentarierinnen und Parlamentarier wenden.
Die Präsidentin der Gesundheitspolitischen Kommission des Nationalrates, CVP-Politikerin Ruth Humbel, findet die Idee prüfenswert. Die Schweiz sei ohnehin im Rückstand bei Registern und Datenbanken: «Wahrscheinlich müssen wir schrittweise vorgehen und Register für ganz spezifische Therapien in spezifischen Phasen erstellen – das würde auch bedeuten, während der Schwangerschaft.» Die Kommission werde sich Ende Januar mit den Folgen des Epilepsie-Medikaments Depakine befassen, so Humbel.
Das BAG begrüsst die Aufarbeitung
Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist bestürzt über die Vorkommnisse rund um Depakine und begrüsst ein rasches Aufarbeiten. Da bei Depakine aber die Warnungen bekannt gewesen seien, zweifelt das BAG daran, ob eine zusätzliche Datenbank mehr Sicherheit gebracht hätte.
Generell begrüssen der Bundesrat und das BAG jedoch die Arbeiten der Arbeitsgemeinschaft sowie, dass die Datenbank für Kindermedizin künftig auf weitere Gruppen erweitert wird, wie das BAG auf Anfrage von SRF schreibt. Zuvor aber will das BAG die erste Datenbank auswerten – in rund einem Jahr. Das Bekanntwerden der Folgeschäden der Einnahme von Depakine während der Schwangerschaft hat also die politischen Mühlen in Gang gesetzt. Doch bis konkrete Schritte folgen, dauert es.